Faust (Margarethe)
Oper von Charles Gounod
Libretto von Jules Barbier und Michel Carré
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Doktor Faust ist in der Krise. Er glaubt, mit seiner Gelehrten-Existenz sein Leben vergeudet zu haben. Wenn er noch mal jung sein, noch mal von vorne anfangen könnte! Vielleicht kann der Teufel helfen? Mephisto wird herbeigerufen und weiß Rat. Nur eine kleine, blutige Unterschrift unter den Vertrag mit dem Gesandten der Hölle, und Faust ist wieder ein junger Mann und will Sex. Objekt seiner erotischen Begierde ist Marguerite, ein unschuldiges und wenig lebenserfahrenes junges Mädchen, die Fausts Charme und Geschenken wenig entgegenzusetzen hat. Ihre Beschützer sind Siébel, der sie liebt, und Valentin, ihr Bruder, doch beide können gegen die diabolische Macht Mephistos nichts ausrichten. Die schwangere Marguerite fühlt sich von Gott verlassen und versinkt in Verzweiflung, während sich ihr Liebhaber längst anderen Vergnügungen zugewandt hat. Obwohl Marguerite schließlich als Kindsmörderin im Gefängnis sitzt, bleibt ihr das himmlische Erbarmen nicht verwehrt. Faust hingegen ist für alle Ewigkeit an Mephisto gekettet.
Gounods Faust, eine der vollkommensten Schöpfungen der französischen Oper im 19. Jahrhundert, durfte in Deutschland lange Zeit nur „Margarethe“ heißen, um nicht mit dem Werk des Nationaldichters Goethe verwechselt zu werden. Zwar sind viele Motive der Oper auf Goethes Tragödie zurückzuführen, doch ist die Geschichte vom deutschen Gelehrten für Gounod und seine Librettisten vor allem ein idealer Rahmen, um eine ergreifende Handlung von Liebe, Hingabe, Rücksichtslosigkeit und Egoismus auf die Bühne zu bringen. Die Oper nähert sich dem, was der Faust-Stoff ursprünglich war: ein Volksbuch, in dem sich wilde Gesellen um schöne Frauen streiten.
Besetzung
- Margarethe:
- Faust:
- Mephisto: Luke Stoker
- Valentin:
- Marthe:
- Wagner: Ian Sidden
- Siebel: Ileana Mateescu
- Alter Faust:
- Mit dem: Opernchor des Theater Dortmund, Extrachor des Theater Dortmund
- Mit den: Dortmunder Philharmonikern
- Mit der: Statisterie des Theater Dortmund
- Musikalische Leitung: Motonori Kobayashi, Philipp Armbruster
- Regie:
- Bühne: Magdalena Gut
- Kostüme: Julia Kornacka
- Choreographie:
- Chor: Manuel Pujol
- Dramaturgie: Georg Holzer
- Regieassistenz: Ilaria Lanzino
- Bühnenbildassistenz: Emine Güner
- Kostümassistenz: Leif-Erik Heine
- Studienleitung:
- Inspizienz: Alexander Becker, Ulas Nagler
- Soufflage: Adriana Naldoni
Pressestimmen
Musikalisch erlesen, szenisch reizvoll (…). Der Vorwurf ist bekannt: Gounod habe das Nordische im Drama in französischem Parfüm ertränkt. Hört man, wie seidigfein, wie majestätisch-triumphal, wie tränentreibend sakral, wie aufwühlend brutal Motonori Kobayashi am Pult der Dortmunder Philharmoniker diese drei Opernstunden zum Abenteuer für die Ohren macht, schert einen der Einwand nicht. Kobayashi erkundet die schillernde, raffinierte Partitur so zwingend, dass allein diese Dimension den Weg nach Dortmund lohnt. (…) Als düsteres Kino der vertanen Chancen, als Zug, aus dem auch einer, der bereut, nicht aussteigen kann, sehen wir Leben, Streben, Buhlen, Lieben. Wie nah kollektive Frömmelei und hässliche Meute, Massenspaß und geschlossene Gesellschaft beieinander hausen, illustriert dieser Abend bildmächtig.
Dass man von Jens-Daniel Herzogs Intendanz ein deutlich qualitätsvolleres Sänger-Ensemble in Erinnerung behalten wird, erwähnen wir nicht zum ersten Mal. Lucian Krasznec ist Faust: gerade eben so lyrisch, um keine Phrase ans Pomadige zu verraten, bei der Premiere mit durchschlagenden, enorm treffsicheren Höhen zur Stelle. Auch Eleonore Marguerre hat Dortmunds Oper mit einem Sahne-Sopran geadelt. Hier zeigt sie rührend, dass die größte dramatische Tiefe aus Schlichtheit erwächst. Und der Teufel? Karl-Heinz Lehner, mal im Kittel, mal mit Zuhälter-Kettchen, hat sein starkes 2016er Bayreuth-Debüt noch im Rücken. Sein Bass vermählt Rohheit mit giftig-süßem Balsam, ein Menschenfänger zum Fürchten.“
WAZ, 19. September 2016
„Eine Fassung, die musikalisch selbst die Salzburger Neuinszenierung zum Teil in den Schatten stellt (…). Raum für schöne Effekte bietet das Bühnenbild von Magdalena Gut: Wenn der Baum mit Margarethe und Faust abhebt und zum fliegenden Baum wird. Oder wenn Margarethe am Schluss, statt auf dem Schafott zu stehen, wie eine Fliege an der Wand klebt. Wegen seiner Luxus-Sängerbesetzung lohnt sich der Dortmunder Faust unbedingt.“
Ruhr Nachrichten, 19. September 2016
„Dieser Drei-Stunden-Abend bietet sowohl gesanglich – allen voran Karl-Heinz Lehner als Méphistophélès und Eleonore Marguerre als Marguerite – als auch musikalisch Genuss. Den Dortmunder Philharmonikern gelingt es unter Leitung von Motonori Kobayashi bestens, die süffige und eingängige Musik dieser gut 150 Jahre alten Oper mit ihren gelegentlichen Walzern aus dem Orchestergraben zu bringen. Die Bühne verstärkt gut die Gemütslagen der Akteure: Zu Anfang ist sie eine abweisende mit kaltem Neonlicht beschienene Betonhöhle. Das passt zur düsteren Stimmung des alten und kranken Dr. Faust, der mit dem Leben abschließen will. Erst als mit der jungen und schönen Marguerite wieder Hoffnung, Liebe und Lust in sein Leben kommen, senkt sich ein umgedrehter Baum vom Bühnenhimmel durch ein riesiges Loch im Beton. Eine gelungene Symbolik.“
Dortmunder Kulturblog, 18. September 2016
Kommentare
Die Premiere dieser wundervollen Oper ist absolut gelungen. Die Inszenierung, sowie Musik und Bühnenbild haben bei mir eine Gänsehaut hervorgerufen. Diese Oper sollte man gesehen haben.
Faszinierend bis zum letzten Moment!
Faust, 17. 9.16, Premiere Auch für mich eine Premiere, die Oper in Deutschland nicht so populär wie im Ausland, da immer mit dem deutschen Nationaldrama von Goethe verglichen, aber doch viele Gründe, sich darauf einzulassen: klangschöne, eingängige Musik, vorzüglich und kitschfrei dargebracht von M. Kobayashi und unserem hochklassigen Orchester und dem großartigen, glücklicherweise vielbeschäftigten Chor, dazu die ganze Sängerriege schon zu Saisonbeginn in Hochform (konnte man schon beim Cityringkonzert auf dem Friedensplatz feststellen), mit L. Krasznec in der Titelrolle: sein Abschiedsgeschenk an Dortmund, vielen Dank für viele glanzvolle Abende, viel Glück in München, und wenn es Ihnen dort so ergeht wie Mario Götze: machen Sie's wie er, bei uns sind Sie immer wieder willkommen! E. Marguerre wie zuletzt als Traviata perfekt in allen Gefühlslagen, das Herz des Ganzen, und K.-H. Lehner muß als weltmännisch-dämonisch-abgründiger Mephisto keinen Vergleich mit G. Gründgens scheuen, dazu mit bühnenbeherrschender Stimme! In kleineren Rollen aber natürlich wie immer erstklassig unsere I. Mateescu, G. Garciacano und als heißblütige Frau Marthe A. Delic: ein erfreulicher Neuzugang! Bühnenbld und Inszenierung mit anfangs für mich etwas gewöhnungsbedürftigen Regieeinfällen, der Chor in Masken (Gott sei Dank nur anfangs), Opa Hoppenstedt ist mit von der Partie, aber spätestens nach der Pause alles doch ganz stimmig und bewegend. Das Dortmunder Publikum, offen für alles, war begeistert, 10 Min. Applaus: rekordverdächtig! Hinterher noch ein großes Feuerwerk auf dem Friedensplatz: das hätte es zwar nicht unbedingt gebraucht, war aber doch ein angemessener Abschluß.
Ich war heute Abend in der Oper "Faust". Die Inszenierung und die musikalische Leistung haben mir sehr gefallen. Es gab Kürzungen, aber ich fand alles stimmig. Gesang und Orchester waren super. Uneingeschränkte Empfehlung! Schade, dass es die letzte Oper mit Lucian Krasznec in Dortmund sein wird. Auch ich wünsche ihm alles Gute!
Wir haben den Faust am Wochenende zum zweiten Mal gesehen. Es ist ein wunderbares Stück, reich an Melodien und musikalischen Effekten. Zu einem Ohrenschmaus sondergleichen wird es durch die phänomenale Besetzung mit Eleonore Marguerre und Lucian Krasznec, Karl-Heinz Lehner und Gerardo Garciacano, Ileana Mateescu und Almerija Delic und einem mitreißenden Orchester und Chor. (Im großen Jubel des Publikums kam Lucian Krasznec wegen der großen Ähnlichkeit zu seinem Schauspiel-Kollegen etwas zu kurz, deshalb hier nochmal ein "Bravo" extra.) Eine frappierende, packende Inszenierung macht diese Dortmunder Aufführung zu einem wunderbaren Erlebnis für Kopf, Herz und Ohren, der ich viele viele Besucher wünsche. Vielen Dank!