Triumph der Freiheit #1
Bearbeitung nach dem Theaterstück Ça ira (1) Fin de Louis (La Révolution #1) von Joël Pommerat
Aus dem Französischen von Isabelle Rivoal. Bearbeitung von Alexander Kerlin, Ed. Hauswirth und Ensemble
„Eine der zehn besten Inszenierungungen in Deutschland 2016“ (Deutschlandradio Kultur)
3 x ausgezeichnet mit dem wichtigsten französischen Theaterpreis, dem Molière 2016 - u.a. als "Bestes französischsprachiges Stück des Jahres"
Schloss Versaille bei Paris, 1787. König Louis XVI hat die wichtigsten Adligen des Landes zusammengerufen. Denn die Staatskassen sind leer, viele Bürger hungern. Was Louis plant, ist sensationell: Eine Reform, nach der nicht mehr die Bauern und Kleinbürger allein die Steuerlast tragen müssten, sondern auch Adel und Kirche zur Kasse gebeten werden. Aber die möchten nicht auf ihre Privilegien verzichten. Was folgt, ist eine ungeheuerliche Eruption auf der politischen Landkarte: Die Französische Revolution! Zum ersten Mal erkennt sich das Volk als Souverän. Die Nationalversammlung wird ausgerufen. Die „Menschen- und Bürgerrechte“ werden erklärt. Und der König verliert seinen Kopf. Eine unerhörte Idee beseelt die Revolutionäre: Alle Menschen sind einander gleich und frei von Knechtschaft und Tyrannei.
In seinem hoch gelobten Stück führt Pommerat das Publikum zurück zu den Gründungsgedanken des modernen Europa. Er erzählt die ersten Jahre der Revolution als Geburtskampf einer neuen Epoche, als leidenschaftliches Ringen um die richtige politische Idee. Das Erfolgsstück von Paris zeigt Europa 2017, woher es stammt.
„Das Stück der Stunde!“ (Theater der Zeit)
„Tritt ein, Zuschauer, um ein Akteur der Geschichte zu werden! Eine fesselnde Theatererfahrung!“ (Le Monde)
„Fragen von 1789, die 2015 ins Herz treffen (...). Frankreich hat wieder einen bedeutenden zeitgenössischen Dramatiker.“ (Nachtkritik)
Joël Pommerat, geboren 1963, ist Autor und Regisseur. Mit seiner 1990 gegründeten Compagnie Louis Brouillard realisierte er seine ersten Stücke. Er arbeitete u.a. am Théâtre des Bouffes du Nord und am Odéon-Théâtre in Paris. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, 2010 und 2011 mit dem französischen Theaterpreis Molière.
Besetzung
- König: Uwe Rohbeck
- Königin: Friederike Tiefenbacher
- Elisabeth, Schwester des Königs: Caroline Hanke
- Sohn des Königs: Leonhardt Walkenhorst
- Berater der Königs: Lukas Gander
- Kammerdiener: Raafat Daboul
- Premierminister: Andreas Beck
- Erzbischof von Narbonne: Sebastian Kuschmann
- Erzbischof von Valence: Henri Hoffmann, Jürgen Luga
- Dumont Brézé, Vertreter des Adels: Björn Gabriel
- De Lacanaux, Vertreterin des Adels: Merle Wasmuth
- Sitzungsvorsteherin : Friederike Tiefenbacher
- Carray, Vertreter des 3. Standes: Sebastian Kuschmann
- Boberlé, Abgeordnete des 3. Standes: Caroline Hanke
- Gigart, Abgeordneter des 3. Standes: Uwe Schmieder
- Lefranc, Abgeordnete des 3. Standes: Marlena Keil
- Lamy, Abgeordneter des 3. Standes: Lukas Gander
- Mitglieder im Bezirksausschuss (3. Stand): Dortmunder Sprechchor
- Indonesische Journalistin: Merle Wasmuth
- Übersetzerin: Caroline Hanke
- Ausländischer Soldat: Raafat Daboul
- 1. Frau: Petra Maria Roth, Lilli Fehr-Rutter
- 2. Frau: Ulrike Späth, Anette Struck
- Live-Kamera: Tobias Hoeft
- Regie: Ed. Hauswirth
- Bühne: Susanne Priebs
- Kostüme: Vanessa Rust
- Komposition: T.D. Finck von Finckenstein
- Video-Art: sputnic - visual arts, Jan Voges
- Director of Photography: Voxi Bärenklau
- Dramaturgie: Alexander Kerlin
- Licht: Stefan Gimbel
- Ton: Gertfried Lammersdorf
- Regieassistenz: Maximilian Lindemann
- Ausstattungsassistenz: Clara Hedwig,, Yaroslava Sydorenko
- Kostümassistenz: Hannah Bünemann
- Dramaturgieassistenz: Matthias Seier
- Video-Assistenz: Julia Gründer, Tobias Hoeft
- Inspizienz: Ralf Kubik
- Soufflage: Ginelle Lindemann
- Rhetorik-Beratung: Hans Hütt
Pressestimmen
„Spannend, sehr spannend. Eine Operation am offenen Herzen der Demokratie (...) Eine sprachlich brillante Parallelführung der historischen und aktuellen Situation (...). Das furios gleichberechtigte Ensemble startet Politikerkarrieren und füllt emphatisch parlamentarische Mechanismen mit Leben. Mit leidenschaftlichem Überzeugenwollen, als ginge es immer um alles. (...) So geht Theater!"
Die Deutsche Bühne, 17. September 2016
„Das tolle Dortmunder Ensemble agiert wieder leidenschaftlich, körperlich, am Ende fast im Rausch."
Westfalenspiegel, Ausgabe 5/2016
„Mittendrin der Dortmunder Sprechchor, der beeindruckend die Nöte der Bevölkerung schildert. Ein Lehrstück über die Geburt der Demokratie, leidenschaftlich und kraftvoll."
Coolibri, Oktober 2016
„Als man ganz am Ende beim tosenden Schlussapplaus in die Gesichter der Akteure blickt, sieht man dort totale Erschöpfung. (...) Sie haben den Zuschauern in drei Stunden Spieldauer einen wunderbaren Theaterabend beschert. Meine Empfehlung: genug (Wasser) trinken, ein Mittagsschläfchen machen und dann gut ausgeruht und fit diesen Theaterabend genießen!"
Dortmunder Kulturblog, 17. September 2016
„Ich bin mit dem tollen Gefühl gegangen, ein tolles Stück von einem tollen Autor gesehen zu haben. Ich habe heute keinen Satz gehört, der nicht mindestens genauso gut auf 2016 passen würde wie auf 1789. (...) Eine dreistündige Debatte, die ungeheuer klar im Kopf und trotzdem mit Feuer und Temperament vorgetragen wird von dem tollen Dortmunder Ensemble, in dieser Inszenierung von Ed. Hauswirth, die auf das Wort und das Argument vertaut. (...) Ich würde mir wünschen, der Autor würde mal nach Dortmund kommen und eine Vorstellung sehen. Die Essenz seines Stücks ist vorhanden."
Deutschlandradio Kultur, 16. September 2016
„Der Theatersaal wird zum Hexenkessel beim Brauen eines Zaubertrankes, in dem sich gute Absichten mit neuen Ideen und nicht nur guten Gefühlen mischen. (...) Wir erleben Kompromissler und Hardliner, Fundis und Realos im ewigen Kampf um die Strategie. Währenddessen kündigt sich im Hintergrund mit Rauch und dem fernen Grollen der Kanonen die Epoche der Gewalt an. Die blutigen Taten der Straße übertönen die Worte. Aber danach haben sie den Weg bereitet für Jahrhunderte des aufgeklärten Zusammenlebens."
Der Tagesspiegel, 27. September 2016
„Oft liegen mehrere Schichten von historischer Rhetorik und gegenwärtigen Assoziationsfeldern übereinander. Wie entsteht eine Revolution durch eine Versammlung, die nur das bestehende System optimieren will? Pommerat zeigt, wie die ewigen politischen Probleme von Macht, Repräsentation, Ungleichheit, Sicherheit und Freiheit in der französischen Revolution durchdiskutiert wurden. (...) Es sind die Probleme der Postdemokratie, die Pommerat schon in der Entstehung der Demokratie wiederfindet."
Nachtkritik, 17. September 2016
„Der Regisseur Hauswirth sucht in der Chronik der Revolution immer wieder das Lehrstück, aber ohne Dogmatismus. Man sieht in Sebastian Kuschmann als Abgeordneter Carray den von einer Idee getriebenen, aber verhandlungsbereiten Überzeugungstäter, der von Radikalen eine Torte ins Gesicht bekommt. Björn Gabriel gibt den virtuosen Intriganten und Wendehals. Friederike Tiefenbacher ist eine grandios zickige, egozentrische, menschenverachtende Königin. Marlena Keil gibt die radikale Revoluzzerin Lefranc. (...) Dieses starke Drama zeigt in der Revolution auch das deutsche Heute."
Westfälischer Anzeiger, 18. September 2016
„Wohin das Staatsfundament sich neigen wird? Wir wissen, was kommt - Aufstand, Chaos, Terror, die Guillotine. (...) Alexander Kerlin und Ed. Hauswirth (Regie) haben das Original auf drei Stunden (inklusive Pause) gestrafft. (...) Das Ensemble spielt durch die Bank mit viel Verve, Andreas Beck gibt den Premierminister, Uwe Rohbeck den Zauderer Louis, Björn Gabriel einen wetterwendischen Adeligen. Viel Applaus."
Ruhr Nachrichten, 18. September 2016
„Verblüfft erlebte der Rezensent im Schauspiel Dortmund ein furioses, kraftvolles Polit-Theater. Die politische Diskussion erwies sich als ausgesprochen unterhaltsam, und das Stück beweist zeitlose Aktualität. (...) Wie wir wissen, gab es erstmal Anarchie und Blutvergießen, bevor die Tugenden der heutigen Demokratie sich durchsetzten. Der Triumph der Freiheit wurde teuer erkauft, und Rückschläge blieben nicht aus. 'Wir schaffen das' - es sage niemand, dieses Stück habe uns nichts zu sagen."
Theater Pur, 9. Oktober 2016
Kommentare
Wieder ein dichter intensiver Abend im Dortmunder Schauspiel! Als Zuschauer bekommt man ein Gefühl für die Tragweite und Intensität der Monate vor der französischen Revolution und nimmt in einzelnen Szenen an den Debatten und politischen Winkelzügen der verschiedenen Standesvertreter teil. Ich habe mitgefiebert (obwohl den Ausgang gut 200 Jahre später kennend) und oft gedacht, wie leicht diese Entwicklung eine andere Richtung hätte einschlagen können. Ein echter Krimi! Wie selbstverständlich lassen sich die Szenen auf heute transponieren und versöhnen auch ein wenig mit dem mitunter traurigen Bild unserer Demokratie... Das tolle Ensemble mit dem Dortmunder Sprechchor schafft den Spagat zwischen Darstellung von Archetypen auf der einen und immer wieder sehr individuellen nuancierten Persönlichkeiten auf der anderen Seite. Dadurch gewinnt der eigentlich sachliche, neutrale Text eine berührende Lebendigkeit. Ein faszinierender Abend!