Echte Liebe
Es bleibt das letzte große Tabuthema im Männerfußball: Homosexualität. Knapp fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass sich mit Thomas Hitzlsperger der erste prominente deutsche Profifußballer öffentlich dazu bekannte, schwul zu sein - nach Beendigung seiner Profi-Karriere. Doch seitdem hat sich in der Debatte nichts getan.
Denn obwohl der DFB homosexuellen Fußballspielern in eigens dafür veröffentlichten Broschüren „jegliche Hilfe und Unterstützung“ bei ihrem Coming-Out anbietet, raten Manager und Experten schwulen Fußballern weiterhin strikt davon ab, jedenfalls während ihrer aktiven Karriere – aus Angst vor den Reaktionen aus dem Fanblock, den Medien, der eigenen Mannschaft. Schwul sein und Fußball spielen – das ist in den Augen vieler immer noch miteinander unvereinbar.
Wie kann es sein, dass es keinen einzigen offen schwulen Fußballer in der deutschen Bundesliga gibt? Weshalb müssen homosexuelle Fußballspieler aus ihrem Privatleben ein streng gehütetes Geheimnis mit Alibi-Freundinnen machen? Und wie sieht es eigentlich beim Frauenfußball aus?
Nach gefeierten Inszenierungen wie Das Bildnis des Dorian Gray und After Life nimmt sich der Dortmunder Sprechchor in seiner neuen Arbeit einem Thema mit Sprengkraft an. Ein Rechercheabend über Identität und Toleranz, über Mannschaftsgeist und Ausgrenzung, über Geschlecht und Rollenbilder – zentral in einer der größten Fußballstädte Europas!
Besetzung
- Mit: Heide Alscher, Angelika Bammann, Barbara vor den Bäumen, Sabine Bathe-Kruse, Dorothea Borghoff, Barbara Born-Wildt, Ulla Brinkmann, Gabriela Brozio, Heidemarie Brüne, Jo Bullmann, Bärbel Capelle, Margret Corcilius, Lilo Diel-Greve, Annette Eisler-Strenger,, Solveig Erdmann, Birgit Gesing, Bärbel Göbel, Waltraud Grohmann, Anne Grundmann-Sanz Pamies, Jürgen Hecker, Sabine Hensel, Henri Hoffmann, Marianne Kempf, Emma Khalatbari, Margret Kloda, Petra Krug-Feldmeier, Ellamarie Kuke, Anne Malkowksi, Ulrike Müller,, Günter Ott, Heidi Ott, Sylvia Reusse, Karin Rolka-Thomas, Petra Maria Roth, Maria Rühling, Edgar Rupp, Monika Schlöter, Bärbel Schreckenberg, Christoph Schubert, Jörg Schubert, Regina Schulz, Ulrike Späth, Ulla Stadermann-Hellweg, Elisabeth Stamm,, Sigrid Täubert, Gisela Tripp, Rita Wahle-Voß, Maike Wagner, Reinhilde Walkenhorst, Sabine Weiland und Angelika Willers
- Aus dem: Dortmunder Sprechchor
- Regie: Laura N. Junghanns
- Bühne und Kostüm: Svea Schiemann
- Licht: Stefan Gimbel
- Ton: Chris Sauer, Andreas Sülberg
- Musikalische Einstudierung: Tommy Finke
- Dramaturgie: Matthias Seier
- Regieassistenz: Hannah Koester
- Ausstattungshospitanz: Marlene Emming
- Inspizienz: Hannah Koester
Kommentare
Ein Dortmunder Sprechchor in Höchstform (dem eine neue, jüngere Regie-Handschrift sichtlich guttut) und ein Abend, an dem so gut wie alles gelingt. Nach dem sensationellen Monolog "Die Schwarze Flotte" zeigt das Schauspiel Dortmund hier einmal mehr, wie zeitgemäßes politisches Theater aussehen kann: ohne erhobenen Zeigefinger oder vorhersehbare, ideologisch durchtränkte Botschaften – dafür ästhetisch zwingend und bis an die Schmerzgrenze mit dem konfrontierend, was gemeinhin lieber kollektiv verdrängt wird. Das Narrativ heteronormativer Männlichkeit zerfällt unter dem theatralen Mikroskop betrachtet von allein. Ein starker und wichtiger Abend. Unbedingte Empfehlung!