Der kleine Spatz vom Bosporus
von Tuğsal Moğul
Ein musikalischer Abend über die türkische Sängerin Sezen Aksu. In deutscher und türkischer Sprache
Nicht nur in Frankreich haben sie einen singenden Spatz. Sondern auch in der Türkei. Sezen Aksu heißt die Mireille Mathieu vom Bosporus. Und die ist ein echtes Phänomen. Türken und Kurden, Rechte und Linke, Frauen mit Kopftuch und ohne pilgern zu ihren Konzerten. „Minik serҫe“ wird die Diva noch heute zärtlich genannt, „kleiner Spatz“. Und das, obwohl sie schon seit mehr als 40 Jahren im Geschäft ist.
Die Lieder der Volksheldin aus Sarayköy begleiten im neuen Stück von Tuğsal Moğul nun eine junge Frau, die ihre Wurzeln sucht: Die authentische Geschichte erzählt von der deutsch-türkischen Popsängerin Selma, die als Tochter einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters zwischen den Kulturen lebt. 1971 hatte sich Selmas Mutter Gudrun in Ost-Berlin Hals über Kopf in Mehmet verliebt, einen schüchternen, überaus charmanten Türken, der als Gastarbeiter jenseits der Mauer in Berlin-Kreuzberg lebte. Über das Tagebuch ihrer Mutter, einer Ostberlinerin aus Friedrichshain mit 'Herz und Schnauze', erfährt Selma mehr von ihrem abwesenden Vater. Der hatte Selma, kurz bevor er verschwand, seine geliebten Platten geschenkt: Die Lieder der türkischen Poplegende Sezen Aksu sind das einzige Band zwischen Selma und ihrem türkischen Vater. Jahrelang singt Selma die Lieder ihres Idols nach; ihr Vater wird zur Sehnsuchtsfigur und setzt eine Reise in Gang, die von Berlin nach Istanbul führt. Die bewegende Geschichte ihrer Eltern ist ein Teil der deutsch-türkischen Geschichte, eine Geschichte von Liebe, Verlust und scheinbarem Verrat in den Zeiten des Eisernen Vorhangs – erzählt durch die Lieder Sezen Aksus.
Theatermacher Moğul (Halbstarke Halbgötter, Auch Deutsche unter den Opfern) bringt dabei die verbindende Kraft der Musik zum Klingen. Schafft mit dem Spatz einen Brückenschlag zwischen den Kulturen. Aksu selbst sagt: „Jeder sollte singen. Singen ist gut für die Gesundheit“.
Der kleine Spatz vom Bosporus wird auf Türkisch gesungen und auf Deutsch gespielt.
Gefördert durch das Kulturamt Münster und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW in Koproduktion mit dem Theater im Pumpenhaus Münster
Besetzung
- Gesang und Schauspiel : Christiane Hagedorn
- Band: Anahtar-Bahnhof mit Ahmet Bektaș, Ömer Bektaș, Jens Pollheide, Martin Scholz
- Regie: Tuğsal Moğul
- Text: Tuğsal Moğul und Christiane Hagedorn
- Regieassistenz und Ausstattung : Eva-Maria Lüers
- Produktionsleitung: Susanne Berthold