Hamlet – Sein oder Nichtsein
Kammer-Jugendoper von Timo Jouko Herrmann
Libretto von André Meyer
ab 14 Jahren
Koproduktion der Oper Dortmund mit dem Kinder- und Jugendtheater Dortmund
Schon zum vierten Mal bringen die Oper und das Kinder- und Jugendtheater Dortmund eine musiktheatralische Auseinandersetzung mit klassischen Stoffen für Jugendliche auf die Bühne. Nach den Bearbeitungen von Opernvorlagen (Der fliegende Holländer, Carmen) sowie eines Märchens (Sneewitte) in den letzten Jahren steht nun ein Klassiker des Schauspielrepertoires im Zentrum: Die Tragödie Hamlet von William Shakespeare dient als Vorlage für die Kammer-Jugendoper, die in Dortmund uraufgeführt wird.
André Meyer erzählt den Stoff aus der Perspektive eines vaterlosen Jungen. Hamlet fühlt sich nach dem frühen Tod des Vaters und der erneuten Heirat seiner Mutter alleingelassen und verraten. In seiner Fantasie erscheint ihm der Geist seines Vaters und befiehlt, seinen Tod an dem Stiefvater zu rächen. Der junge Prinz gerät in ein Gefühlschaos – die Stimmen in seinem Kopf, seine Liebe zu Ophelia, die neue Situation am Hof überfordern den pubertierenden Jungen.
Die Komposition von Timo Jouko Herrmann, dessen Werke u.a. am Gewandhaus Leipzig, am Heidelberger Stadttheater oder bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurden, nutzt die Mittel des klassischen Musiktheaters. Die Gedanken des jugendlichen Hamlet werden in tradierten musikdramatischen Formen umgesetzt; die Ausdrucksweise der Erwachsenen dagegen ist das gesprochene, ernste, gewichtige Wort: Damit stehen sich auch musikalisch die beiden Generationen gegenüber. So entsteht eine knapp 70-minütige Kammeroper mit vielfältigen, unterschiedlichen musikalischen und sprachlichen Mitteln, die gleichzeitig eine Einführung in die Formen modernen Musiktheaters ist.
Mit freundlicher Unterstützung von Bestattungen Stöber
Besetzung
- Hamlet:
- Ophelia:
- Claudius: Andreas Ksienzyk
- Polonius: Rainer Kleinespel
- Gertrud: Bettina Zobel
- Mit: Mitgliedern des Opernchores Dortmund, Mitgliedern der Dortmunder Philharmoniker
- Musikalische Leitung:
- Regie: Ronny Jakubaschk
- Bühne und Kostüme: Annegret Riediger
- Chor: Manuel Pujol
- Regieassistenz: Christina Keilmann
- Dramaturgie: Heike Buderus,
- Theaterpädagogik: Heike Buderus, Erika Schmidt-Sulaimon
Pressestimmen
„Ein kleines Streichorchester mit Schlagwerk, Celesta und Klavier (Leitung: Ingo Stadtmüller) lässt Herrmann zu seiner tonal verankerten, harmonisch recht freizügigen Musik aufspielen. […] Er komponiert nah an der Sprache. Dadurch sind die hervorragenden jungen Sänger Fabio Lesuisse (Bariton) und Anna Struck (Koloratursopran) durchgehend zu verstehen.“
Westfälischer Anzeiger
„Die Jugendoper von Timo Jouko Herrmann wagt eine Neudeutung des Klassikers, die in den Grenzbereich zwischen Wahn und Wirklichkeit führt. […] In der Regie statisch, aber psychologisch und in der Charakter-Musik stimmig und überzeugend. Viel Beifall.“
Westfälische Allgemeine Zeitung/Ruhr Nachrichten/Westfälische Rundschau
„[…] - der Mix aus Musik, Gesang und Schauspiel hat durchaus seinen Reiz – vor allem, in den Szenen, in denen Hamlet (Fabio Lesuisse) singt und sein Gegenpart, Onkel Claudius (Andreas Ksienzyk), spricht. Auf diese Weise wird die unüberbrückbare Kluft zwischen den beiden noch stärker herausgearbeitet. Und die Philharmoniker verstehen es, für die richtige Grundstimmung zu sorgen. Das gilt mit dumpfen Trommelschlägen bereits für den Einlass, wenn das eigentliche Stück noch gar nicht läuft. […] Herrmann baut seinem jungen Publikum eine Brücke, indem er ein einzelnes Lied mehrmals wiederholen lässt. Dadurch hat es größere Chancen, Zugang zum Gehör von Jugendlichen zu finden, die sich mit Operngesang weniger auskennen. Und ein Junge, der sich von der Erwachsenenwelt unverstanden fühlt, dürfte dem einen oder anderen jungen Zuschauer denn vielleicht doch bekannt vorkommen.“
Dortmunder Kulturblog
„Der Abstand der Welten der Erwachsenen und der beiden jungen Leute wird dadurch klar vor Augen geführt, dass die Ausdrucksform der Erwachsenen die Sprache ist, während sich Hamlet und Ophelia fast nur musikalisch äußern. […] Die Musikhochschulabsolventen und Sänger Anna Lucia Struck (Ophelia) und Fabio Lesuisse (Hamlet) bewiesen neben ihren starken Stimmen auch sensibles schauspielerisches Können. […] Das Zusammenspiel von Musik, Sprache, Gesang und Gestik sorgte für eine emotional starke Aufführung.“
Ars Tremonia
„Der junge Prinz hat sich selbst in ein Gefängnis verbannt, in dem er alleine mit seinen von Mitgliedern des Dortmunder Opernchores verkörperten Geistern ist. […] Dumpfe Trommelschläge beschwören zu Beginn eine feierliche, einer Trauergesellschaft angemessene Atmosphäre herauf. […] Es ist ohne Zweifel etwas faul, aber vielleicht nicht unbedingt im Staate Dänemark, sondern nur in Hamlets Wahrnehmung. Der Trauernde ist ein Gefesselter, den möglicherweise paranoide Wahnvorstellungen plagen. […] Immer wenn Hamlet und die Erwachsenen interagieren, offenbart sich eine ungeheure Hilflosigkeit, die sich auch im bewusst statischen Spiel von Bettina Zobel, Andreas Ksienzyk und Rainer Kleinespel spiegelt. […] Die Koloratursopranistin Anna Lucia Struck verbindet die Welten und weist so Wege aus der Tragik.“
Kulturkenner.de