Die neue Spielzeit ist eröffnet – und damit das neue Schauspiel Dortmund. Viel Arbeit ist getan, wenn die Türen sich öffnen. Denn Theater ist Arbeit. Die Arbeit von Vielen. Theater macht keiner allein. Wie das Leben: das schafft keiner allein.
Theater sind wie Städte: leer sind sie öde und sinnlos. Denn so wie Städte nicht eine Ansammlung von Häusern sind, sondern der lebendige Raum zwischen ihnen, so ist Theater nicht die Bühne, sondern der Raum zwischen den Zuschauer:innen und der Bühne.
Und ebenso wichtig ist der Raum hinter der Bühne: Kaum eine Kunst braucht so viele Hände, Köpfe und Körper, so viele Gewerke, Berufe, Talente und Erfahrungen. Theater ist – lange bevor das Publikum kommt – eine kollaborative Praxis. Ist ein kollektives Ereignis, in das viele verschiedene Erfahrungen eingehen. Lange bevor die Türen aufgehen ist Theater ein vielstimmiger, multi-perspektivischer Raum, in dem Kunst entstehen kann. Kunst auf der Bühne, die genauso vielsprachig, vielfältig und multi-perspektivisch sein sollte, wie der Raum hinter der Bühne. Beide zusammen bilden Qualitäten und Potenziale des Theaters, die wir in den kommenden Jahren sichtbar machen werden. In gemeinsamen Workshops und regelmäßigen Versammlungen befragen wir unsere Zusammenarbeit und lassen uns dazu von erfahrenen Organisationsentwickler:innen begleiten.
Wir verstehen unsere Praxis als Labor für eine offene, vielstimmige demokratische Stadtgesellschaft. Denn Theater kann, was wir in den Städten und in Zukunft dringend benötigen: Es vermag, offene Prozesse und diverse Perspektiven zu beglückenden Ereignissen werden zu lassen. Ereignisse, die aber erst dann gelingen können, wenn Zuschauer:innen kommen.
Für Sie öffnen wir Türen – aber mehr noch: wir stellen das ganze Haus zur Verfügung. Unser Haus – das Schauspiel Dortmund – ist mehr als eine zentrale Bühne. Unser Haus hat viele Räume, Ecken und Winkel. Es ist ein Haus, das gebraucht und genutzt wird: Ein Mehrgenerationenhaus, Spielhaus, Caféhaus, Wohnhaus. Denn Zuschauer*innen sind nicht Kund:innen, sondern Mitbewohner:innen in einem Haus, das ihnen gehört.
Damit Sie dieses Haus auch aktiv gestalten können, richtet eine STADT-DRAMATURG:IN die STADT-INTENDANZ ein. Damit gründen wir ein zusätzliches Leitungs-Organ, das das Programm des Schauspiels mitbestimmt. An der STADT-INTENDANZ können sich alle Dortmunder:innen beteiligen. Dazu entsteht eine monatliche STADT-ZEITUNG, das FOYER wird zur STADT-KANTINE und Raum für Gespräche und Diskussionen, Parties und Ballroom, Themen-Wochenenden und Koch-Abende.
Unser Haus ist ein offenes Haus, das Schutz gibt. Unter seinem Dach wachsen wie in einem Gewächshaus wilde und zarte Pflanzen, wuchern unterirdische Rhizome, keimen Ideen und ungeahnte Möglichkeiten. Um zu gedeihen, brauchen sie Licht, Wärme und Pflege. Zeit brauchen sie. Und die Arbeit von Vielen.
Durch die Förderung aus dem Fonds „Neue Wege“ (NRW Kultursekretariat, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen) können wir in den kommenden drei Jahren viele dieser besonderen Maßnahmen und Aktionen verwirklichen.
Sabine Reich