Schauspiel • Januar 2024

Der ewig verliebte UNESCO-Welterbe – Âşık Veysel

Âşık Veysel

Das Schauspiel präsentiert gemeinsam mit der Alevitischen Gemeinde Deutschland ein besonderes Gastspiel zu Ehren des bekannten Volksdichters und Sängers Âşık Veysel. Er ist einer der großen Namen der anatolischen Volksmusik und Poesie und gehörte einer Generation an, bei der die Migration in Anatolien eine besondere Phase erlebt hat. Die innere Migration umfasste die Migration aus den Dörfern in die Städte, die in den 50er Jahren begann. Ihr folgte die äußere Migration aus den Städten heraus ins Ausland. In dieser Zeit ging die Tradition der Volksdichter*innen und Volkssänger*innen aus dem Osten der Türkei zu Ende. Âşık Veysel, als der letzte Vertreter dieser Tradition in Anatolien, war ein Volksdichter, der nicht nur die Verbindung zwischen Mensch und Natur immer mehr ins Zentrum seines Schaffens gestellt hat, er hat ebenfalls Themen der Entfremdung, der Verortung des Menschen in der Welt und seinem Dasein mit existentialistischen Ansätzen in den Fokus gerückt. Er berührte zudem auch gesellschaftliche Themen wie Rassismus und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Seine vielfältigen kulturellen Einflüsse zeigen sich musikalisch in verschiedenen Rhythmen, Maqam und der mikrotonalen Welt, aber auch der philosophischen und lyrischen Tiefe seiner Gedichte. Für die beiden Konzerte unter dem Titel Der ewig verliebte UNESCO-Welterbe kommen weit über 50 transgenerative Künstler*innen aus verschiedenen Sparten wie Chor, Rap und Performance unter der künstlerischen Leitung von Ayşe Kalmaz und in der Komposition von Kemal Dinç zusammen, um ihn in einer zeitgenössischen musikalischen Übersetzung zu ehren.

Traditionelle Werke werden von einem Bağlama Orchester und dem zweisprachigen Chor der kooperierenden alevitischen Gemeinden (Wuppertal, Hamm, Duisburg, Gelsenkirchen und Köln) in deutscher und türkischer Sprache mit jeweiligen Übertiteln mit Übersetzungen gesungen und gespielt. Die Interpretationen der Solist*innen (u. a. Ilkay Akkaya, Jesse Tellem, Barış Kadem und Nihat İman, Countertenor Kai Wessel, Pianist Antonis Anissegos, und die Rapper*innen TICE (Hatice Yurdakul) und S. Castro) sowie der partizipierenden  jungen Talente, die von den Rap-Pat*innen angeleitet werden, um ihre eigenen Gedanken in lyrische Rap-Texte zu bringen, werden ebenfalls in drei Sprachen (Deutsch, Türkisch, Englisch) jeweils mit deutschen Übertiteln zu sehen sein. Der Sprechchor Dortmund wird mit Textauszügen westeuropäischer Literat*innen eine transkulturelle Beziehung herstellen zu den Werken Âşık Veysels. Gedichte und erzählerische Elemente werden von den Schauspieler*innen Aydın Işık und Sinem Süle vorgetragen und performed.