Wagner-Kosmos IV

Liebe.Macht.Götter

Festival und interdisziplinäres Symposion

Do, 18. – So, 21.05.2023

Jedes Jahr plant die Oper Dortmund im zeitlichen Kontext zu Richard Wagners Geburtstag ein Festivalformat mit angeschlossenem Symposion, das Wagner mit Neuinszenierungen historisch wichtiger oder zukunftsweisender Werke von Vorläufern, Zeitgenossen, Antipoden und Nachfolgern des Komponisten verbindet.
Beim Wagner-Kosmos IV steht die Premiere von Richard Wagners Siegfried (20. Mai 2023) im Mittelpunkt, flankiert von der Wiederaufnahme des Lohengrin (18. Mai 2023) sowie einer Neuinszenierung von Fromental Halévys La Juive (19. Mai 2023). Während Altmeister Peter Konwitschny mit Siegfried den Dortmunder Ring-Zyklus in die nächste Runde führt, zeichnen sich für die beiden anderen Werke zwei ebenfalls hochinteressante Regisseure aus den Niederlanden und Deutschland verantwortlich: Sybrand van der Werf und Ingo Kerkhof.

Der Wagner-Kosmos IV steht dabei unter dem Motto „Liebe.Macht.Götter“ und damit unter dem Themenkreis religiöser Verehrung. Doch was hat Richard Wagner mit Religion zu tun? Eine ganze Menge – denn zeigen sich in Wagners Opern und Schriften zum einen seine Zwiegespaltenheit gegenüber dem Christentum, aber auch seine Begeisterung für den Buddhismus sowie seine Verachtung für das Judentum. Mit seinen Bühnenwerken – und deren kultischer Verehrung auf dem Grünen Hügel in Bayreuth – entwarf er gar eine neue Religion. Eine Quasi-Religion? Eine Ersatz-Religion?

In seiner Romantischen Oper Lohengrin hat Wagner dem menschlichen Hoffen auf einen heilsbringenden Erlöser einen einzigartigen musikdramatischen Ausdruck verliehen. Wie aktuell der Wunsch nach einem erlösenden Heilsversprechen derzeit wieder ist, zeigt sich beim Blick auf unsere heutige Gesellschaft. Allein darüber, ob die kollektive Errettung nun in einem weiteren Vakzin, einer neuen „Super-Pille“ oder doch in den Selbstheilungskräften unseres Körpers verborgen liegt, herrscht weiterhin große Uneinigkeit. Trotz unserer (vermeintlichen) wissenschaftlichen Auf- und Abgeklärtheit am Beginn des 21. Jahrhunderts scheint die Beantwortung dieser Frage in weiten Teilen der Gesellschaft noch immer vor allem eines zu sein – eine Glaubensfrage…

Trotz seiner Zughörigkeit zum mosaischen Glauben wurde dem Komponisten Fromental Halévy die uneingeschränkte Bewunderung des ansonsten von antisemitischen Ressentiments keineswegs unbehafteten Richard Wagners zuteil. Dessen 1835 in Paris uraufgeführte Grand opéra La Juive lobte der Meister in seinem Aufsatz über Halévy und die französische Oper gar mit den enthusiastischen Worten, dass darin die „innersten, gewaltigsten Tiefen der reichsten menschlichen Natur“ zum Vorschein kämen. Das Werk, in dessen Zentrum der uralte Konfl ikt zwischen Judentum und Christentum steht, wirft dabei Frage auf, die uns heutzutage wieder brandaktuell erscheinen: Welche Auswirkungen hat unser eigenes Bekenntnis auf das gesellschaftliche Miteinander? Was unterscheidet, was verbindet unsere unterschiedlichen Glaubensbezeugungen? Und wie wird unser Schicksal durch deren Wahl (wenn es denn überhaupt eine Wahl ist) beeinflusst?

Begleitet wird das Festival von einem interdisziplinären Symposion, bei dem diese sowie weitere Fragen, etwa die nach der geistigen, spirituellen und religiösen Verortung von Musik, Individuum und Kunst in unserer heutigen Gesellschaft, verhandelt werden. Mit dabei sind namhafte Wissenschaftler*innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen, so etwa der renommierte Musik- und Theaterwissenschaftler Prof. Stephan Mösch u. v. a.

Programm des Wagner-Kosmos IV

Programm Wagner-Kosmen 2020-2025

Der Dortmunder Ring