Eine Liebesgeschichte als radikales Gesellschaftsporträt: Mit der Bühnenadaption von Rainer Werner Fassbinders Kultfilm Angst essen Seele auf eröffnet das Schauspiel Dortmund am Freitag, 19. September, im Studio die Spielzeit 2025|26. Regisseur und Schauspieler Dor Aloni bringt das Melodram um Liebe, Einsamkeit und gesellschaftliche Vorurteile als immersives Theatererlebnis auf die Bühne.
Deutschland, zwischen den 1970er-Jahren und heute: Eine Zeit politischer Spannungen und gesellschaftlicher Umbrüche. In einer kleinen Kneipe, aus der arabische Musik auf die Straße dringt, kreuzen sich die Wege von Emmi, einer älteren Putzfrau, und dem zwanzig Jahre jüngeren marokkanischen Autoschlosser Salem, der in Fassbinders Film als Ali bekannt ist. Trotz Alters- und Herkunftsunterschieden teilen sie ein tiefes Gefühl der Einsamkeit. Ihre zarte Liebesgeschichte wird zu einem Spiegel gesellschaftlicher Vorurteile – und zu einer Erzählung von Mut und Menschlichkeit.
Dor Aloni inszeniert den Stoff als intensives Spiel im Raum, bei dem das Publikum mitten im Geschehen sitzt und Teil der Szenen wird. Gemeinsam mit dem Ensemble und dem Sprechchor Dortmund verwandelt er das Studio in ein pulsierendes Spielfeld, das Nähe, Konflikte und gesellschaftliche Dynamiken unmittelbar erfahrbar macht. Auf der Bühne stehen Sarah Quarshie und Linda Elsner aus dem Schauspielensemble sowie Aviran Edri als Gast in der Rolle des Salem. 15 Sprechchorist*innen verkörpern Emmi und verleihen ihrer Figur eine besondere Vielstimmigkeit.
Aloni, der an der Theaterakademie Hamburg Regie studierte, erarbeitete bereits während seines Studiums Projekte zu kollektiven Traumata – darunter Hitler Baby One More Time, das auf Festivals und an verschiedenen Theatern gezeigt wurde. Er führte Regie am Theaterhaus Jena, am Thalia Theater und auf Kampnagel Hamburg, kuratierte das Festival Juden, Juden, Juden am Lichthoftheater Hamburg und war 2024 mit einem Bürger*innenbühnenstück zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. Mit „Angst essen Seele auf“ stellt er nun erstmals seine Arbeit in Dortmund vor.
Die Premiere am 19. September, 20 Uhr, sowie die zweite Vorstellung am 25. September, sind bereits ausverkauft. Karten für die Folgetermine am Samstag, 18. Oktober und Freitag, 31. Oktober (jeweils 20 Uhr) sind im Vorverkauf erhältlich. Weitere Termine folgen.
Die Karten kosten 17 € bzw. ermäßigt 9 €, und sind an der Theaterkasse im Kundencenter (Platz der Alten Synagoge), telefonisch unter 0231/50 27 222 und im Webshop ▶ erhältlich.