I wanna be a Gurrrlband
Vier Frauen*, eine Girlband und ein liegengebliebener Tourbus in der Wüste: I wanna be a Gurrrlband erzählt von einer Castingband, deren glänzende Pop-Fassade in der Hitze des Stillstands zerbricht. Hinter dem Slogan „All we need is Girl Power“ und queerem Selbstverständnis prallen Machtspiele, Begehren, Erschöpfung und die Frage auf, wie man in einem System kurz vor dem Kollaps authentisch bleibt. Die Band steht am Rande des Zusammenbruchs – und zugleich am Beginn einer radikalen Auseinandersetzung mit toxischer Weiblichkeit. Diese zeigt sich in subtilen Machtspielen zwischen den Bandmitgliedern: Konkurrenz, Eifersucht und Perfektionsdruck brodeln hinter der glänzenden Fassade von Girl Power und Popkultur. Von der Nostalgie des 90er-Jahre-Brandings über Social-Media-Perfektionsdruck bis hin zur Erkenntnis, dass auch Frauen* patriarchale Strukturen weitertragen können, werden diese Dynamiken sichtbar.
Im Zentrum stehen vier Musiker*innen – Jeanne, Salome, Alice und Demmi – sowie der Hund Kylo. Jede Figur trägt historische Urbilder weiblicher Rollen in die Gegenwart: Jeanne, die Frontfrau, spiegelt Jeanne d’Arc, die Jungfrau-Kriegerin, und ringt zwischen Unabhängigkeit, Macht und Nähe. Salome verweist auf die biblisch-mythologische Verführerin, die Begehren, Macht und Tod verbindet, und schützt ihre Sehnsucht nach Intimität hinter Ironie und Zynismus. Alice folgt der Linie von Alice im Wunderland – neugierig, suchend, zwischen Realität und Traum gefangen; sie kämpft mit Überforderung, Identität und Liebe. Demmi schließlich verkörpert die Demeter-Figur der Band – müde, desillusioniert, zugleich bitter und fürsorglich; als erfahrene Musikerin ist sie die Stimme der Erdung. Kylo, der Hund, beobachtet alles instinktiv, kommentiert und spiegelt das Chaos, manchmal ironisch-abgründig, manchmal mit menschlicher Weisheit.
Als queere Sitcom inszeniert Crosson diese Spannungen mit viel Humor: Zwischen Popkultur, Hyperinszenierung und Musikbusiness versuchen die Figuren, sich aus festgefahrenen Narrativen zu befreien, ihre Geschichte selbst in die Hand zu nehmen und eine Antwort auf die Frage zu finden, was sie dem Patriarchat entgegenzusetzen haben.
Shari Asha Crosson ist Regisseurin, Schauspielerin und Autorin. Sie studierte Schauspiel in Stuttgart und spielte u. a. am Maxim Gorki Theater, Schauspiel Köln und Staatsschauspiel Dresden. 2020/21 gab sie ihr Regie- und Autorinnendebüt mit Mermaids und I wanna be a Boiband am Theater Oberhausen. Seit 2023|24 inszenierte sie I wanna be loved by you (prämiert beim Westwind-Festival 2024) sowie Schwindel am Schauspiel Dortmund. Als Schauspielerin ist sie im Grimme-Preis-gekrönten Film Nichts, was uns passiert sowie in Fett und Fett und Get Up zu sehen.