Happy, we lived on a Planet
Ich stelle mir vor, ich bin ein Dinosaurier. Ich und alle meine Artgenossen sind, nachdem wir 200 Millionen Jahre lang die dominierende Spezies auf dem Planeten waren, innerhalb eines Nachmittags ausgestorben. Einfach so. Zufällig steuert ein Komet auf die Erde zu und zufällig schlägt er ein. Zufällig passiert das im heutigen Yukatan, Mexiko, zufällig ist es zwölf Uhr mittags und ich, viele tausende Kilometer entfernt, sagen wir hier, in Dortmund, bekomme nichts davon mit. Eigentlich hat es nichts mit mir zu tun. Kurz darauf bebt die Erde, der Himmel verdunkelt sich, Glaskugeln fallen herab und eine riesige Flutwelle reißt mich weg. Einfach so.
Wir können nicht wissen, ob es wirklich genau so passiert ist. Wir wissen aber, dass es schnell war und unerwartet. Wir wissen, dass danach neues Leben auf diesem Planeten entstanden ist. Wir wissen, dass es wieder passieren kann.
Über Endlichkeit nachzudenken löst meist ein Unwohlsein aus, dabei ist das Ende selbstverständlicher Teil des Lebens und begegnet uns immer wieder. In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen von Endlichkeit und potenziellen Neuanfängen liegt auch eine Kraft: Was bleibt, wenn etwas geht? Welche Schönheit liegt in der Vergänglichkeit der Dinge? Welche Verantwortung tragen wir für das, was uns überdauert?
Ensemblemitglied Mervan Ürkmez schafft mit dem künstlerischen Team von Happy, We Lived on a Planet einen Erfahrungsraum für eine sinnliche und vielschichtige Auseinandersetzung mit der Endlichkeit und sucht auch nach dem ermutigenden Potenzial, das im Ende steckt.
- Hinweis Bei der Produktion kommt Stroboskoplicht zum Einsatz.
„Oskar Westermeier baut auf der großen Bühne des Dortmunder Schauspielhauses Overheadprojektor und Leinwand auf und hält einen Mini-Vortrag über das Verschwinden der Dinosaurier von der Erde. Der Zwölfjährige erläutert souverän mit wenigen Worten und kleinen Zeichnungen die Eiszeit- und die Glasregen-Theorie.“
„Egal, ob das Dahinscheiden heute noch kommt oder erst im hohen Alter, mit seiner ersten Regiearbeit möchte Mervan Ürkmez uns vorbereiten auf das Unausweichliche. Sinnlich-poetisch sucht das junge Mitglied des Dortmunder Schauspielensembles in seinem Stück, einem dramatischen Requiem, nach der Kraft, die uns die Begegnung mit dem Exitus, unserem, geben kann.“