Oper • November 2025 bis Juni 2026

Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute

Uraufführung /Auftragswerk der Oper Dortmund • Nach dem gleichnamigen Schauspiel von Jens Raschke • Musik: Edzard Locher, Libretto: Daniel C. Schindler • In deutscher Sprache • Ab 12 Jahren

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(c) Björn Hickmann

Was das Nashorn sah ...

„Stellt euch einen Zoo vor, vor vielen Jahren, auf einem Berg – bombastischer Ausblick! Um den Zoo herum leben Menschen in einer Stadt, die allerdings nur aussieht wie eine Stadt.“ Denn in Wahrheit ist sie ein Gefängnis. In den hübschen Häusern dort wohnen die Gestiefelten, in den hässlichen die Gestreiften. Und rund um die hässlichen Häuser zieht sich ein summender, brummender Stacheldrahtzaun. Weil die Gestiefelten sich gut um die Tiere im Zoo kümmern, mischen die sich auch nicht in deren Angelegenheiten. Papa Pavian ignoriert den riesigen Schornstein, aus dem oft Flammen lodern, und verschließt die Nase vor dem unerträglichen Gestank. Und das Murmeltiermädchen hat einfach vergessen, was damals mit dem Nashorn passiert ist. Doch dann wird ein junger Bär in den Zoo eingeliefert, dem das alles sehr seltsam vorkommt. Er weigert sich wegzusehen und mischt sich ein.

Einen Zoo wie diesen gab es tatsächlich: neben dem Konzentrationslager Buchenwald. Aus der parabelhaften Perspektive der Tiere wirft Autor Jens Raschke einen Blick auf das Grauen des Holocaust und macht es damit für junge Menschen behutsam greif- und besprechbar. Denn es geht nicht allein um das aktive Gedenken dieses Teils deutscher Geschichte, sondern auch um die Frage: Welche Strategie des Umgangs wählen wir, wenn wir auf der anderen Seite des Zauns schreckliche Dinge beobachten? Sind wir Bär oder Pavian? Komponist Edzard Locher vertont dieses mehrfach ausgezeichnete Theaterstück für Stimme und Perkussion. 

Im Anschluss an jede Vorstellung gibt es ein Nachgespräch mit Beteiligten der Produktion.

Die Vorstellung am 15.05.2026 findet im Rahmen des Wagner-Kosmos VII statt.
Die Vorstellung am 17.06.2026 findet im Rahmen des Beyond Opera 26-Festivals statt.

Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem NRW KULTURsekretariat.

Der VVK findet mit dem Erscheinen des jeweiligen Monatsleporello statt.

Aufführungsrechte: Theaterverlag im Drei Masken Verlag GmbH München (www.dreimaskenverlag.de)

Termine

Januar 2026 21 Mittwoch Operntreff 11:00 Uhr – 12:20 Uhr Nachgespräch
Tagesaktuelle Besetzung am 21. Januar 2026
(Änderungen vorbehalten)

Musikalische Leitung  Olivia Lee-Gundermann

Februar 2026 05 Donnerstag Operntreff 11:00 Uhr – 12:20 Uhr Nachgespräch
Tagesbesetzung
Tagesaktuelle Besetzung am 05. Februar 2026
(Änderungen vorbehalten)

Musikalische Leitung  Koji Ishizaka

Mai 2026 15 Freitag 11:00 Uhr – 12:20 Uhr Nachgespräch
Tagesbesetzung
Tagesaktuelle Besetzung am 15. Mai 2026
(Änderungen vorbehalten)

Musikalische Leitung  Koji Ishizaka

Juni 2026 17 Mittwoch 11:00 Uhr – 12:20 Uhr Nachgespräch
Tagesbesetzung
Tagesaktuelle Besetzung am 17. Juni 2026
(Änderungen vorbehalten)

Musikalische Leitung  Koji Ishizaka

Weitere Termine folgen.

Besetzung

Erster / Das Murmeltiermädchen u. a. Wendy Krikken
Zweiter / Papa Pavian u. a. Cosima Büsing
Dritter / Der Bär u. a. Franz Schilling

Perkussion Sven Pollkötter

Musikalische Leitung Olivia Lee-Gundermann, Koji Ishizaka
Komposition Edzard Locher
Libretto Dr. Daniel C. Schindler
Regie Stephan Rumphorst
Bühne und Kostüme Emine Güner
Dramaturgie Dany Handschuh
Musikalische Einstudierung Thomas Hannig
Musiktheatervermittlung Kristina Senne

Meinungen

Kritiken und Pressestimmen

Oper!

„Wenn man die Konzentration von Kindern ab zwölf Jahren mit einem so reduzierten Setting zu fesseln gedenkt, muss man schon gute Protagonisten haben. Die hat man in Dortmund zweifellos. Krikken, Büsing und Schilling singen ausgezeichnet und spielen ebenso engagiert wie nachdrücklich. Ihre Botschaft kommt sehr eindrucksvoll herüber.“

„Die Oper Dortmund stellt sich mit dieser Produktion im Umfeld des Gedenkens an die „Reichskristallnacht“ auch seiner eigenen Geschichte; denn am Ort des heutigen Gebäudes befand sich bis zu diesem Datum die Dortmunder Synagoge. Insgesamt ist mit ‚Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute‘ ein ebenso lehrreiches wie spannendes Stück gelungen, das musikalisch sehr konzentriert ist (…). Das junge wie reifere Premierenpublikum in Dortmund war begeistert.“

12. November 2025
Onlinemerker

„Der Oper gelingt es, ohne expliziten Geschichts- oder Politikbezug, aber auch ohne belehrenden Zeigefinger zu fragen, wie wir uns verhalten – in einer Situation, in der sich die Spaltung der Gesellschaft und der Einfluss menschenverachtender Ideologien immer deutlicher abzeichnet.“

„Die sensible Inszenierung von Stephan Rumphorst lässt die drei Tier-Darsteller mit ihrem nur halb verstehenden Blick auf das Lager der ‚Gestiefelten‘ und der ‚Gestreiften‘ die ganze Ratlosigkeit, Angst und Verdrängung ausdrücken, bis hin zu einer schmerzhaften, von einem Trommel-Exzess überdröhnten Panik-Attacke des Affen. Cosima Büsing, von Emine Güner mit rosa Wimpern und Gesäßtaschen behutsam als Pavian gekennzeichnet, spielt sich die Seele aus dem Leib, charakterisiert von schmeichelnder Kantilene bis zum schrillen Schrei die Seelenlagen ihrer Tierfigur.“

„Dass beschränkte Mittel starke Ergebnisse möglich machen, ist an der Musik von Edzard Locher abzulesen: Die atmosphärisch bedrückende, trostlos graue Bühne Emine Güners ist flankiert von zwei Schlagzeugbatterien, zwischen denen Sven Pollkötter hin und her eilt, um vom Vibraphon bis zum Gong Klangerzeuger jeglicher Machart zu bespielen. Charmant beginnt die Musik – unsichtbar von Olivia Lee-Gundermann dirigiert – mit melodischen Motiven, die jeweils einem Tier zugeordnet sind, sich aber im Verlauf des Stücks nicht als Leit- oder Charaktermotive vordrängen.“

11. November 2025
Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ)

„Allein dem Bären (sehr gut: Franz Schillings wendiger Bariton) kommen all diese Geschichten komisch falsch vor, auch jene von seinem Vorgänger, der plötzlich weg war und angeblich nun ein herrliches Leben in der Südsee führt. Ein freundlicher Rebell ist das, einer, der nicht lockerlässt.“

„Als Komponist der Oper gießt Edzard Locher seinen ganzen musikalischen Einfallsreichtum in eine einzige Orchestergruppe: Das Schlagwerk. Der Mann weiß sehr gut, was er tut: Locher selbst sitzt als Erster Schlagzeuger im Orchester des Staatsorchesters Wiesbaden. Und so nutzt er das Instrumentarium vom Tamtam bis zur Marimba, schlägt die Trommeln aggressiven Militärs und lässt die bauchige Pauke grollen. Da ist auch Klangraum für kleine Leitmotive der Zoobewohner, für den düsteren Zauber des Tiergartens, für ein filigranes Intermezzo zu nächtlicher Stunde.“

„Stephan Rumphorst Regie füllt diese 80 Minuten souverän. Keine Hysterie, keine Überspannung, kein Schritt Richtung Putzigkeiten aus der Abteilung ‚Dschungelbuch‘. Er nutzt den Raum bis ins (bei der Premiere am Montag) mucksmäuschenstille Publikum hinein. Und er bringt trotz leiser Komik die Geschichte nie vom Weg der Unentrinnbarkeit ab.“

10. November 2025
Ruhr Nachrichten

„Einen Tag nach dem Gedenktag an die Pogromnacht 1938 hatte im Operntreff des Opernhauses ‚Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute‘ Premiere. Und diese 90-minütige Produktion der Jungen Oper Dortmund nach dem gleichnamigen Schauspiel von Jens Raschke hält ebenfalls die Erinnerung an den Holocaust wach.“ 

„In der stimmigen Inszenierung von Stephan Rumphorst und unter der musikalischen Leitung von Olivia Lee-Gundermann spielt Schilling den jungen Bären, der nicht freiwillig in den Zoo gekommen ist. Eindrucksvoll mit Lichtspots wie Suchscheinwerfer (Licht: Kevin Schröter) wird die Jagd auf ihn in Szene gesetzt.“

„Verstärkt wir das intensiv-bedrückende Spiel des auch schauspielerisch talentierten Trios von dem Schlagwerker Sven Pollkötter, der meist auf einem Xylophon spielt. Eindringlich stellt sich die Frage, ob man Bär oder Pavian sein möchte: Hinschauen, mitfühlen und handeln – oder wegschauen, verdrängen und vor Angst gelähmt sein. Die Frage nach der Haltung gegenüber Unrecht holt das Stück in die Gegenwart. Denn Zivilcourage ist gerade auch in Zeiten, in denen rechtsextreme Ideologien wieder eine gewisse Popularität genießen, bitter nötig.“ 

10. November 2025
WDR3 Tonart

„Dann singen drei Leute – nur drei Leute – und ein Schlagwerker steht noch auf der Bühne. Und trotzdem klingt die Musik sehr vielseitig. Edzard Locher ist derjenige, der die Musik geschrieben hat und der hat auch im Blick gehabt, dass er sein junges Publikum nicht überfordert.“

„Die Oper Dortmund hat sich auch über das Drumherum viele Gedanken gemacht. Allein das Premierendatum heute, einen Tag nach der Reichspogromnacht – das ist natürlich bewusst gewählt. Und am Ende hat jeder Zuschauer noch einen weißen Stein gekriegt, da konnte er seine Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft aufschreiben. Da hat die Oper auch heute extra eine japanische Zierkirsche ins Artium der Oper gepflanzt, da kommen die Steine dann hin. (…) Und gerade in der heutigen Zeit, wo weltweit mehr Faschisten und Autokraten an die Macht kommen, da ist so eine Oper wie ‚Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute‘ umso wichtiger.“

10. November 2025
theaterpur

„Rumphorst schafft einen Zugang zur Thematik, der ohne Holzhammer auskommt dank des konzentrierten Librettos und dank einer Musik, die zwischen Freundlichkeit und Friedlichkeit einerseits, aggressiver Ausbrüche andererseits changiert: Musik, die Emotionen weckt und damit eine Dimension eröffnet, die über das gesprochene Wort hinausgeht.“

„Wendy Krikken, Cosima Büsing und Franz Schilling sind die idealen Akteur*innen der gut 80minütigen Opernversion der Raschke-Vorlage. Gesungen und gespielt wird mit Leidenschaft und Überzeugung, dass man ihnen jeden Satz, jede Melodie all ihrer Rollen abnimmt. Edzard Lochers Musik verlangt ‚nur‘ Schlagwerk, entwickelt daraus ein farbiges Kaleidoskop an Klängen.“

„Die Junge Oper Dortmund empfiehlt diese Inszenierung Menschen ab 12 Jahren - was nun keineswegs heißen soll und kann, dass nicht auch Angehörige der mittelalten oder alten Generation eine Menge über die Geschichte, vor allem sich selbst erfahren können. Also: unbedingt hingehen!“

24. November 2025
Revierpassagen

„Lochers Musik schafft Stimmungen und stützt die Stimmen, die er meist wortfreundlich, in emotional hitzigen Situationen aber auch in extreme Höhen und Lautstärken führt. (…) Im Nachgespräch nach der Uraufführung waren es junge Zuschauer, denen in der Musik die verdichtete, über das bloße Wort hinausführende Emotion auffiel.“

„Mit dieser Premiere einen Tag nach dem Gedenken an die Reichspogromnacht leistet die Junge Oper Dortmund einen eindrücklichen Beitrag zum Erinnern. Die Kunst spricht, wo die Zeitzeugen verstummen. Und das an einem Ort in Dortmund, der mit den Schrecken der braunen Jahre eng verbunden ist: Das Opernhaus steht an der Stelle der 1938 von den Nazis abgerissenen Synagoge.“

11. November 2025

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