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„Regelrecht verliebt scheint sich Boussard in die Hosenrolle des Cherubino zu haben, die hier gar keine ist. Denn wie einst John Eliot Gardiner in London setzt Dortmund für den unberechenbaren Frauendarling nicht auf einen weiblichen Mezzo-, sondern auf männliche Töne in höchsten Höhen. Als triebgesteuertes Bübchen räumt (merklich eitel, aber vom Publikum sogleich adoptiert) Sopranist Maayan Licht gewaltig ab.
Musikalisch hat der Abend in nicht wenigen Kategorien Gala-Charakter. Anna Sohns große Arien porträtieren die Gräfin mit den edelsten Farben duldsamer Melancholie. Morgan Moody (schon vor zwölf Jahren in Mariame Cléments maßstäblicher Inszenierung der Titelheld) singt die Rolle satt charakterscharf statt belcantisch. Und den kleinen Bartolo-Part dem furchteinflößenden Potenzbass von Artyom Wasnetsov anzuvertrauen, darf man eine Luxus-Besetzung nennen.
Aber lautstark durch die Decke geht der Applaus, da der neue Generalmusikdirektor vor den Vorhang tritt. Mit Dortmunds sehr gut aufgelegten Philharmonikern fächert Jordan de Souza einen üppigen Mozart-Klang weitab grätenhaft skelettierter Alte-Musik-Trends auf. Hier erinnert ein junger Dirigent daran, wie kostbar das Erbe eines Josef Krips, eines Karl Böhm auch im 21. Jahrhundert sein kann. Dieses Orchester singt Mozarts Partitur herzwärmend aus, es ehrt das Musikantische und erneuert mit Lust das Staunen über die unglaubliche Architektur jenes Werkes, in dessen nachgerade artistischem Jonglieren mit Tonarten mehr Wunder geschehen als im ‚Don Giovanni‘.“
„Aber zum Neustart an der Oper Dortmund mit dem neuen Generalmusikdirektor Jordan de Souza passte ‚Die Hochzeit des Figaro‘ am Sonntag perfekt.
Es war ein umjubelter Einstieg für den 37-jährigen Kanadier am Pult der Dortmunder Philharmoniker. Im höher gefahrenen Graben dirigierte de Souza einen höchst eleganten, sehr feinsinnig, differenziert und weich ausmusizierten Mozart. Die große Klangkultur, die das Orchester schon in dieser ersten Opernproduktion mit dem neuen Chef hören ließ, weckt hohe Erwartungen an diese neue Ära.
Noch mehr als andere Mozart-Opern ist der ‚Figaro‘ ein Ensemblestück. Und so ein Mozart-Ensemble, das den Witz mit großer Präzision und genauem Timing umsetzt und zudem vortrefflich Mozarts Musik singen kann, hat die Oper Dortmund zur Zeit. Da glänzten nicht nur die beiden Sopranistinnen Anna Sohn (als lyrische Gräfin mit Edelstimme) und Sooyeon Lee (als sehr gewitzte, listige Susanna, die am Schluss diebischen Spaß an dem Verwechselspiel hat). Auch der Page Cherubino war mal nicht als Hosenrolle mit einem Mezzo, sondern mit dem preisgekrönten Counter Maayan Licht besetzt. Und der füllte die kleine Rolle nicht nur mit seiner klaren Engelsstimme, sondern unterhielt auch sehr gut mit einem vorwitzigen Spiel, das manchmal sogar radschlagend akrobatisch sein durfte.
Morgan Moody zeigte den Figaro nicht nur als Komödianten, sondern von Anfang an auch die dunkle Seite des Mannes, der schnell merkt, dass der Graf ihm die Frau ausspannen möchte. Und dieser Graf Almaviva ist mit Mandla Mndebele sehr dominant, mit bedrohlich wirkendem Dunkel-Bariton besetzt. Ähnlich Dr. Bartolo, den Artyom Wasnetsov optisch und stimmlich zu einer stattlichen Erscheinung macht.
Und wie liebreizend buffonesk sind daneben Barbarina (Tamina Biber) und ihr Vater, der Gärtner Antonio (Shinyoung Hwang). Oder die Senior-Buffina Marcellina (Ruth Katharina Peeck), Yoonkwang Immanuel Kang als Musiklehrer Basilo und Christian Pienaar als Richter Don Curzio. Und alle zusammen bilden ein vortreffliches Mozart-Ensemble, das stimmlich bestens harmoniert und das vor Spielfreunde sprüht.
Ist ist eine sehr ästhetische, cleane Inszenierung. Wer edlen Mozart-Gesang hören möchte, sollte hingehen und das genießen. Die Arie der Gräfin im dritten Akt geht so unmittelbar ins Herz, genauso wie die Rosenarie der Susanna. Das ist ein Mozart-Klang in vollendeter Schönheit. Ein Opern-Genuss.“
„ (…) da die musikalische Umsetzung in jeder Beziehung begeistert.
Maayan Licht gibt der Figur eine ganz andere Farbe und lässt sie durch sein Spiel trotz der hohen Stimme wesentlich maskuliner wirken. Mit zarten Höhen legt er die Partie als Schwerenöter an, der in seinem Liebeswerben aber viel ernster zu nehmen ist, als das in anderen Inszenierungen der Fall ist. Schon vor der Aufführung kokettiert er mit Barbarina (Tamina Biber), verlockt sie zu einer Partie Tennis und kuschelt schließlich mit ihr, bevor sich der Vorhang schließt und die Ouvertüre beginnt. Auch sportlich kann Licht begeistern und schlägt gleich mehrere Räder. Dafür erntet er nicht nur Szenenapplaus sondern auch am Ende frenetischen Jubel.
Doch auch das restliche Ensemble begeistert auf ganzer Linie.
Da ist zunächst Anna Sohn als Gräfin zu nennen. Mit warmem, klarem Sopran macht sie die Leiden dieser armen Frau, der der Graf einfach nicht treu sein kann, spürbar und besitzt in jeder Bewegung und Gestik die Eleganz einer unnahbaren, dabei aber sehr unglücklichen Dame. Sooyeon Lee bildet als Susanna mit jugendlich frischem Sopran das totale Gegenteil dazu. Im Duett finden die beiden dann aber stimmlich wunderbar zueinander. Auch optisch machen sie den Rollentausch im vierten Akt relativ glaubhaft. Mandla Mndebele punktet als Graf Almaviva, der es selbst mit der Treue nicht so genau nimmt, seiner Frau gegenüber aber absolut eifersüchtig reagiert, mit kraftvollem Bariton. Ks. Morgan Moody legt die Partie des Figaro mit beweglichem Bassbariton recht launenhaft an, wird von seiner Susanna aber immer wieder in die Schranken gewiesen. Große Komik versprüht Ruth Katharina Peeck als Marcellina. Mit sattem Mezzosopran wechselt sie von einer alternden Frau mit Torschlusspanik, die bei Figaro auf die Einhaltung des Eheversprechens pocht, zu einer liebenden Mutter, die den wiedergefundenen Sohn großmütig an ihre Mutterbrust drückt. Artyom Wasnetsov und Yoonkwang Immanuel Kang überzeugen als Bartolo und intriganter Musiklehrer Basilio mit profundem Bass bzw. windigem Tenor. Tamina Biber aus dem Opernstudio NRW lässt als Barbarina nicht nur mit mädchenhaftem Sopran aufhorchen, sondern sorgt auch mit Licht in den Szenen von Cherubino und Barbarina szenisch für beste Unterhaltung.
Jordan de Souza hatte ja bereits bei den Cityring Konzerten anklingen lassen, welches Potenzial in ihm steckt und was er aus den Dortmunder Philharmonikern herauszuholen vermag. Die Eröffnungspremiere darf noch als eine Steigerung bezeichnet werden. Mit pointierter Genauigkeit filtert er die Schönheit aus Mozarts Musik heraus und macht spürbar, wieso diese Musik so genial ist. Auch die Abstimmung mit dem Ensemble zeigt, dass hier sehr sorgfältig gearbeitet worden ist. So gibt es für alle Beteiligten frenetischen Applaus für eine rundum gelungene Eröffnungspremiere.“
„Musikalisch ereignet sich im neuen Dortmunder ‚Figaro‘ wiederholt Außerordentliches. Die erste Opernpremiere des neuen GMD Jordan de Souza lässt die Hochzeiten des örtlichen Klangkörpers unter de Souzas Vorgänger-Urahnen – den Pultgrößen Schüchter, Janowski und Wallat – wieder aufleben. Kultiviertheit bis in die letzte Note, erwogenste Dynamik und seidiger Streicherglanz zeichnen auch das Dirigat des neuen Chefs aus. Der beinahe romantische Impetus, mit dem de Souza an den ‚Figaro‘ herangeht, nähert ihn dem Herkommen und der Tradition der Dortmunder Philharmoniker bedeutend an. Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Für Figaro gebietet Morgan Moody über seinen ebenso schlanken wie wendigen Bariton. Sooyeon Lee ist eine vokal quecksilbrige Susanna. Mandla Mndbeles Graf Almaviva vereinbart Triebhaftigkeit und Grandezza; Don Giovanni ist da nicht weit. Eheliche Liebe, Treue, Noblesse, Verletztheit und einige Melancholie beseelen die Gräfin der wunderbaren tief ins Gemüt greifenden Anna Sohn.
Cherubino ist mit Maayan Licht besetzt. Der Countertenor verfügt über vokale Gaben, die ihn gewiss auf manchen Karrieregipfel führen werden. In Dortmund leistet er das stimmlich Möglichste, bringt sich auch spielerisch voll ein.“
„Und in der Tat hat man gerade bei den vielen Rezitativen im Stück das Gefühl, dass sie in dieser Produktion völlig neu klingen und den Text viel plastischer und klarer transportieren. Da werden pointiert gesetzte Brüche gemacht, die inhaltlich allerdings sehr sinnvoll sind und den musikalischen Fluss beim Übergang in die Arien und Ensemble perfekt machen.“
„Allen voran ist hier Cherubino zu nennen, der, anders als von Mozart vorgesehen, nicht mit einer Mezzosopranistin, sondern mit dem Sopranisten Maayan Licht besetzt ist.[…] Man erlebt die Figur aus einer neuen Perspektive, was nicht zuletzt an Lichts jugendlichem Spiel liegt.“
„Für die Ouvertüre schließt sich der Vorhang, so dass die Konzentration wieder ganz auf der Musik liegt. Und die hat es unter de Souzas Leitung in sich. Gemeinsam mit den Dortmunder Philharmonikern zelebriert er Mozarts Meisterwerks mit pointierter Genauigkeit und lässt spüren, wie genial die Musik ist.“
„Mandla Mndebele gibt mit kraftvollem Bariton einen stattlichen Grafen Almaviva […].Anna Sohn verfügt als Gräfin nicht nur über einen warmen Sopran, der die Trauer dieser Frau hervorhebt, sondern hat auch im ganzen Spiel den Habitus einer unnahbaren Adligen, was auch durch die großartigen Kostüme von Clara Peluffo Valentini unterstützt wird. Sooyeon Lee ist mit jugendlich frischem Sopran eine kecke Zofe Susanna, die es versteht, den Grafen in Schach zu halten […]. Morgan Moody begeistert als leicht aufbrausender Titelheld mit beweglichem Bassbariton und leidenschaftlichem Spiel. Großartige Komik entfaltet Ruth Katharina Peeck als Marcellina, wenn sie mit sattem Mezzosopran erst die Einhaltung von Figaros Eheversprechen, sondern und ihn dann großmütig an ihre Mutterbrust drückt. Artyom Wasnetsov gibt den Dr. Bartolo mit dunklem Bass, während Yoonkwang Immanuel Kang mit leicht geführtem Tenor die Windigkeit des intriganten Musiklehrers Basilio unterstreicht. Tamina Biber bildet als freche Barbarina mit zartem Sopran ein herliches Pendant zu Lichts Cherubino und bekommt in der Inszenierung im zweiten Teil sogar noch eine kleine zusätzliche Musikeinlage. So gibt es für alle Beteiligten großen Beifall.“
„Die Oper Dortmund feierte jüngst die Eröffnung der Spielzeit 2025|26 mit einer musikalisch und szenisch kongenial ineinandergreifenden, fantasievollen, anspielungsreichen Neuinszenierung der Mozart-Oper von Vincent Boussard und Jordan de Souza.
Dazu singt und spielt - unter der souveränen Leitung des neuen Generalmusikdirektors Jordan de Souza – ein mit Mandla Mndebele (Graf), Anna Sohn (Gräfin), Sooyeon Lee (Susanna), Ks. Morgan Moody (Figaro), Ruth Katharina Peeck (Marcellina), Artyom Wasnetsov (Bartolo), Yoonkwang Immanuel Kang (Basilio), Tamina Biber (Barbarina) bis in die kleinen Rollen hervorragend besetztes Solistenensemble.
Sodann erfolgt Figaros Hindernislauf um die Hochzeit, ein transparent erzähltes, die Protagonisten ernst nehmendes, konterkarierendes Spiel, das beständig zwischen Beiseitesprechen und Aktion, Handlung und Spannung wechselt. Wunderbar und mit feinsinnigen, einfachen und fantasievollen Regieeinfällen gespickt nimmt das Netz aus Handlung und Musik im Finale des zweiten Aktes Fahrt auf, reagiert das Orchester immer atemloser auf sich ankündigende, plötzlich eintretende Veränderungen.“