Oper • November 2021 & Mai 2022

Frédégonde

Drame lyrique in fünf Akten von Ernest Guiraud und Camille Saint-Saëns in Zusammenarbeit mit Paul Dukas • Libretto von Louis Gallet • In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

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Vom Magazin Opernwelt als „Wiederentdeckung des Jahres“ ausgezeichnet!

Vom Magazin Opernwelt als „Wiederentdeckung des Jahres“ ausgezeichnet!

Frédégonde

Eine Produktion der Oper Dortmund in Kooperation mit Palazzetto Bru Zane – centre de musique romantique française

Die Produktion Frédégonde wurde vom Magazin Opernwelt zur Wiederentdeckung des Jahres gekürt!

Es ist eine Familienfehde – die sich ausweitet zu einem Bürgerkrieg. Brunhilda tritt an gegen Hilpéric, ihren Schwager. Ziel ihres Angriffes ist jedoch die Frau an seiner Seite, Frédégonde. Nachdem Hilpéric seine Schwägerin mit einem Überraschungsangriff überwältigt, soll sein Sohn Mérowig sie in ein abgeschirmtes Kloster verbannen. Doch Mérowig ist so verzaubert von ihr, dass er den Befehlen seines Vaters zuwiderhandelt …

Bei Ernest Guirauds Tod 1892 lagen nur die ersten drei Akte von Frédégonde vor, den Rest komponierte Guirauds Weggefährte und Freund Camille Saint-Saëns. Dessen auf romantischen Harmonien und klassischen Formen basierender Personalstil macht Frédégonde zu einem einzigartigen Zeugnis der musikalischen Vielfalt des späten 19. Jahrhunderts.

In der Umsetzung für die Oper Dortmund begleiten die Zuschauer*innen die beiden Königinnen, wie sie auf ihr bewegtes Leben zurückschauen. Eine faszinierende Mischung aus Live-Erlebnis auf der Bühne und Stummfilm lässt die Zeit der Merowinger auferstehen.

Der junge Tenor Sergey Romanovsky gehört zu den interessantesten Sängern der Gegenwart. Die Theater- und Konzertfreunde Dortmund e. V. leisten einen signifikanten Beitrag zu seinem Engagement.

On demand Die Oper Dortmund hat in Kooperation mit takt 1 die Deutsche Erstaufführung der Oper Frédégonde von Ernest Guiraud und Camille Saint-Saëns aufgezeichnet: Aufgrund der großen internationalen Nachfrage kann die Oper auf der Seite von takt 1 live und kostenfrei angeschaut werden.

Die Oper Dortmund dankt der Familie zu Knyphausen für die freundliche Erlaubnis der Dreharbeiten in und um Schloss Bodelschwingh.

Die Partituren wurden vom Palazzetto Bru Zane – centre de musique romantique française herausgegeben und freundlich zur Verfügung gestellt.


Altersempfehlung: ab 16 Jahre

Besetzung

Frédégonde Hyona Kim
Brunhilda Anna Sohn
Mérowig Sergey Romanovsky
Hilpéric Mandla Mndebele
Fortunatus Sungho Kim
Prétextat Denis Velev
Landéric Demian Matushevskyi
Un serviteur Ian Sidden

Opernchor Theater Dortmund
Dortmunder Philharmoniker



(Demian Matushevskyi ist Mitglied des Opernstudio NRW.)

 

 

 

 

Videoteaser zu Frédégonde

Videoteaser #1 Videoteaser #2 Videoteaser #3

Musikalische Leitung Motonori Kobayashi
Regie Marie-Eve Signeyrole
Filmregie Marie-Eve Signeyrole, Laurent La Rosa
Bühne Fabien Teigné
Kostüme Yashi
Licht Florian Franzen
Choreografie Martin Grandperret
Choreinstudierung Fabio Mancini
Dramaturgie Dr. Merle Fahrholz
Studienleitung Thomas Hannig
Produktionsleitung Fabian Schäfer
Sprachcoaching Aymeric Catalano
Regieassistenz David Bolik
Assistenz Filmregie Thibaut Louvrier, Theó Sobelman
Kameramann Jonas Schmieta
Inspizienz Ulas Nagler, Alexander Becker
Soufflage & choreografische Assistenz Adriana Naldoni
Bühnenbildassistenz Emine Güner
Kostümassistenz René Neumann

Meinungen

Kritiken und Pressestimmen

Frankfurter Rundschau

„Die Produktion, um die es geht, gehört nicht nur zu den bereits verschobenen, sie ist auch unter verschärften Corona-Bedingungen entstanden, man sieht es ihr an, man sieht die Liebe zum Theater und die Kreativität, mit der das geschehen kann. Ein großartiger Abend. (…)

Im riesigen Dortmunder Opernhaus sitzt das Publikum ausschließlich in den Rängen. Im Parkett verteilt sich der Chor (von Fabio Mancini geleitet), der auf diese Weise eine akustisch zutiefst befriedigende Rolle hat. (…) Hinter dem Bühnenstreifen wird das Orchester sichtbar, geleitet von Motonori Kobayashi, der der heißen Musik mit einer Kühle begegnet, die sie erst recht schäumen lässt. Die opulenten Bläsersätze so reinlich, dass man die Akteure um ihre Nerven nur beneiden kann. (…)

[D]ie Sängerinnen und Sänger mit schauspielerischen Qualitäten: Anna Sohn ist Brunhilda, deren Warte die Inszenierung einnimmt und deren Sopran leidenschaftlich blüht und flackert. Hyona Kim ist eine echt eiskalte Frédégonde mit dem Mezzo einer Frau, die keiner ungestraft herausfordert. Die Könige sind in diesem Löwinnenkäfig die Reagierenden. Umso mannhafter singen der mächtige Bariton Mandla Mndebele als Hilpéric und der herrlich sorgenfreie Tenor Sergey Romanovsky als Mérowig, der einfach Sänger und nicht König hätte werden sollen. (…)

[Eine] bis in die Poren geglückte Entdeckung (…).“

28. November 2021
Concerti

„‚Frédégonde‘ ist viel mehr als eine anregende Ausgrabung. Sie ist Teil eines dramaturgisch ambitionierten Kontext-Netzes, das Germeshausen über die Neuinszenierung von Richard Wagners ‚Der Ring des Nibelungen‘ ausspannt, die kein geringerer als Peter Konwitschny ab Mai 2022 beginnend mit der Premiere von ‚Die Walküre‘ szenisch verantwortet. (…)

Wie man aus der Pandemienot eine Tugend macht, beweist Marie-Eve Signeyrole in ihrer gleichsam dreifachen Inszenierung. (…)

Neben den stilsicheren Dortmunder Philharmonikern und dem wuchtigen, akustisch günstig positionierten Opernchor des Theater Dortmund, von Motonori Kobayashi am Pult feinfühlig präzise gesteuert, ist es ein Gesangsensemble von sehr hoher Güte, das den Figuren ihr prägnantes Profil verleiht. Allen voran glänzt und berührt Anna Sohn als eigentliche Hauptfigur des Stücks mit dem lyrischen Liebreiz ihres agilen Soprans: Die Brunhilda sah Guiraud zunächst als Titelfigur vor – nur die Verwechslungsgefahr mit Wagners ‚Ring‘-Epos machte sie zur Seconda Donna. Ihrer Gegenspielerin leiht Hyona Kim die Mezzoschärfe der sonst von ihr verkörperten bösen Frauen Ortrud oder Amneris. Sergey Romanovsky ist als Mérowig ein Tenorheld und einziger Gast in Ensemble, der derzeit schon als Verdis Otello reüssiert und nun feinfühlig die französische Voix mixte statt der deutsch-italienischen Bruststimme schult. Mandla Mndebele ist ein imposant baritonwarmer König Hilpéric, (…). Seine profunden Priesterbass leiht Denis Velev dem Bischof Prétextat. Vom schmeichelnden Tenor Sungho Kim als Fortunatus werden wir sicher bald größere Partien hören dürfen.“

28. November 2021
Oper!

„Machtfrauen brauchen machtvolle Stimmen. An der Oper Dortmund hat man mindestens zwei dieser im Opernbusiness äußerst begehrten Wunderwesen.(…) Die einfachere, weil großflächig leidende und deshalb rührendere Figur verkörpert Anna Sohn mit Blicken so tief und Melodiebögen soweit wie der Atlantik an der Bretagne. Ein starker lyrischer Sopran und sogar mit französischem Flair. Anders Hyona Kim, die nicht nur an der Seite von Mandla Mndebeles Telramund-Bariton schwere Sopran-Kugeln stößt und stemmt. (…) In den furiosen Attacken, vor allem wenn es um den gehassliebten Merowig geht, wird sie zur Meisterin im vokalen Bogenschießen. Eine Frau läuft Amok und überlebt trotzdem das Ende dieses exzessiven wie verführerischen Operndramas, weil sie bei Denis Velevs schön singendem Priester keine Gnade kennt (…).

Sungho Kim singt als Minnesänger Fortunatus zu Beginn Chanson aus edelstem Blattgold. Mit ‚Frédégonde‘ hat Dortmund ein schaurig-schönes Opernfestspiel.“

03. Januar 2022
Das Orchester

„Das Theater Dortmund zeigt mit Ernest Guirauds und Camille Saint-Saëns‘ Oper ,Frédégonde‘ ein funkeldes Juwel der Belle Époque.

(…) Heute ist es dem Dortmunder Opernhaus vorbehalten, Preziosen ans Licht zu holen. Mit ihrem jüngsten Coup bewähren sich Intendant Heribert Germeshausen und Chefdramaturgin Merle Fahrholz (…) mit Mut zum Besonderen als Trüffelsucher im versunkenen französischen Repertoire.

(…) die brillant musizierenden Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung des japanischen Kapellmeisters Motonori Kobayashi haben am umjubelten Erfolg entscheidenden Anteil.

(…) Musikgeschichtlich höchst aufschlussreich ist in Dortmund zu erleben, wie sich Guiraud in den ersten drei Akten bis zu seinem Tod 1892 dem Romantiker Wagner in der Symbiose von Orchester und Gesang mit großen empor- und absteigenden Linien, peitschenden orchesterhieben, prächtigen Fanfaren und satter Harmonik annäherte.

(…) Bei einer solch komplexen Werkgeschichte überrascht es, dass in Dortmund stilistisch kein Bruch eintritt.

(…) Hyona Kim, die Frédégonde durch ihr facettenreiches Mezzo-Register adelt, trägt diesen Kampf am Bühnenrand auf einem Schachbrett mit der betörend leuchtkräftig auftrumpfenden Sopranistin Anna Sohn als Gegenspielerin Brunhilda aus. Eine schlüssige chiffre der jungen französischen Regisseurin Marie-Eve Signeyrole.

Im Bett von Hilpéric (Mandla Mndebele mit markantem Bariton) hat sich Frédégonde aus niederstem Gesinde erst zur Mätresse, dann zur Königin emporgearbeitet. (…) auf einer Kahnfahrt kommen sich Mérowig – von Sergey Romanovsky als jugendlich-dramatischer Tenor von hinreißendem Schmelz gesungen – und Brunhilda näher (…).

Die packenden Filmszenen auf weit herabgelassener Leinwand in voller Bühnenbreite hat Regisseurin Signeyrole zu Beginn der ersten Corona-Welle im und um das Wasserschloss Bodelschwingh zusammen mit Laurent La Rosa gedreht. Die Kahnfahrt des Liebespaares im zweiten Akt und die Eheschlacht Frédégondes im vierten sind Höhepunkte szenischer Verdichtung. Das reale Spiel auf der Vorderbühne wird darüber zur Miniatur reduziert – selbst beim Auftritt des bassgewaltigen Bischofs (Denis Velev) und den schönen Lyrismen des Poeten Fortunatus (Sungho Kim). Der Chor entfaltet mächtige Klangpracht im Parkett. (…)

Eingebettet ist die lohnende Ausgrabung in den Dortmunder Wagner-Kosmos, der im Mai 2022 mit der ,Walküre‘ und der Erstaufführung der dritten Fassung von Spontinis Oper ,Fernand Cortez oder Die Eroberung von Mexiko‘ mitsamt einer Wiederaufnahme von ,Frédégonde‘ Fahrt aufnimmt. (…)“

01. Februar 2022
Opernwelt

„Unter Einbuße memorierbarer Ewigkeitsmelodien (meist dann doch in der Arien-Verpackung kommend) ist man von der Partitur durchaus gefesselt. Hier wird Wesentliches und Ernstes (ernst) in Musik erzählt. Nie hat man das Gefühl, es sei eins Kleinmeister am Werke; wiewohl der Part von Saint-Saens vielleicht runder, lässiger zu Ohren geht.

Interpretatorisch verläuft der Abend in Dortmund erfreulich. Monotori Kobayashi hat die Partitur fein studiert, ja: in sich aufgesogen. Das Orchester hat Lust – und wirft sich mit Hingabe in die schwungvollen Phrasen. Die singenden Solistinnen und Solisten leisten ebenso souveräne Arbeit, allen voran Hyona Kim (Frédégonde) und Anna Sohn (Brunhilda). Mandla Mndebele, der den Hilpéric gibt, hat viel lyrisches Potenzial in seiner Stimme.

Doch das Ganze ist ja gar kein normaler Opernabend. 2019 bereits entstanden in Zusammenarbeit mit Regisseurin Marie-Eve Signeryrole Gedanken zu einer Inszenierung dieser Oper. Dann kam die Pandemie – und man konzipierte einen Film. Letzendlich kam beides zusammen: film und Live-Szenerie.“

03. Januar 2022
Opernglas

„Signeyrole und la Rosa finden vor der eindrucksvollen Kulisse des Schlosses großartige Bilder, die mit der Musik zu einem Erlebnis verschmelzen, das nahezu opulenten Charakter besitzt. (…)

Musikalisch lässt sich durchaus ein Unterschied zwischen den beiden Komponisten feststellen, wobei schwer zu entscheiden ist, ob man hierbei Guiraud mit seinem eher ‚lieblichen‘ Stil oder Saint-Saëns mit den opulenten Klangfarben den Vorzug geben soll. Motonori Kobayashi findet mit den Dortmunder Philharmonikern zu beiden Teilen einen sehr guten Zugang und lässt das Publikum in ein großartiges Klangerlebnis eintauchen.

Die beiden Rivalinnen sind mit Anna Sohn als Brunhilda und Hyona Kim als Frédégonde großartig besetzt. Sohn begeistert mit strahlendem Sopran und leuchtenden Höhen und punktet vor allem im großen Duett im zweiten Akt mit Mérowig. In den Filmszenen verleiht sie der Figur eine tiefe Melancholie. Kim gibt der Titelpartie mit dunkel gefärbtem Mezzo einen sehr diabolischen Anstrich, was sie auch durch ihr intensives Spiel in den Nahaufnahmen des Films unterstreicht.

Sergey Romanovsky verfügt als Mérowig über einen kräftige, lyrischen Tenor, der mit Sohn im Duett zu einer bewegenden Einheit findet. Mandla Mndebele stattet den König Hilpéric mit einem kraftvollen Bariton aus, der stimmlich zwar zu donnern versteht, darstellerisch aber deutlich macht, dass er nur ein Spielball seiner Gattin ist. In den kleineren Partien lassen Sungho Kim als Hofpoet Fortunatus mit sauberen Höhen und Denis Velev als Prétextat mit dunklem Bass aufhorchen. Auch der Opernchor unter der Leitung von Fabio Mancini präsentiert sich stimmgewaltig und überzeugt darstellerisch in den Filmsequenzen. “

03. Januar 2022
Die Deutsche Bühne

„Gesungen wurde auf Messers Schneide mit irrwitzigem, passioniertem Engagement. Man glaubte dem schon durch seine vokale Kondition sagenhaften Ensemble jedes Wort und jeden Ton dieses Blut- und Hormonrausches.

Dieser Film der Regisseurin Marie-Eve Signeyrole und ihres künstlerischen Partners Laurent La Rosa entstand mit taktiler und sensibler Schnitt-Synchronie zur Partitur. Vor der großen Leinwand spielten die Solisten und wirkten trotz ihrer riesigen Stimmen doch recht klein. Das hätte trotz der vielen Verdopplungen gründlich daneben gehen können und gelang doch bezwingend gut.

Fulminant, was sich an einer Schachpartie im Film und der szenischen Doppelgängerinnen von Frédégonde und Brunhilda erzählen lässt. Der andere Spielraum war eine lange Tafel mit von unten erleuchteten Tellern, an der die Figuren lieben, hassen und meucheln. Immer mit Doppelsinn: Für den Film waren die Vorbilder offenbar Claude Chabrol und Peter Greenaway, für die Spielszenen der opulent-pathetische Pier Luigi Pizzi. Die Mischung macht's - und wie. Denn ohne ins Geschmäcklerische zu fallen, knackt die Inszenierung die enorme Absturzgefährdung zwischen metaphorischer Erotik und subtiler bis drastischer Grausamkeit.

Die exzessive, höchst dekorative, emotional aufreizende Dauerspannung dankte man einem starken, satten Ensemble.“

24. November 2021
Deutschlandfunk

„Die Oper wurde vergessen, bis gestern, denn gestern Abend hatte ‚Frédégonde‘ an der Oper Dortmund Premiere und wegen des großen internationalen Interesses wurde die Aufführung auch gestreamt.“

„Es ist so eine typische Musik vom Ende des 19. Jahrhunderts, da ist viel Grand Opera zu hören, also Chor (…). Da ist auch einiges vom Wagner Einfluss zu hören und, das fand ich am interessantesten, zwischendurch psychologisch sehr ausgefeilte Arien.“

„Hier hören wir Hyona Kim als Frédégonde, die ebenso stimmstark und ausgezeichnet ist, wie ein großer Teil des Ensembles.“

„Montonori Kobayashi, der das Dortmunder Orchester hier sehr genau und souverän durch diese spätromantische Oper geleitet hat.“

„Der Chor der Oper Dortmund der auch eine hervorragende Leistung bringt.“

„Musikalisch lohnt sich diese Oper allemal.“

21. November 2021
Die Welt

„Und so passt es durchaus, dass – wenn auch pandemiebedingt – die Oper Dortmund gerade den einzig nennenswerten, zudem raren Musiktheaterbeitrag Deutschlands zum runden Saint-Saëns-Todestag als Kino-Oper präsentierte: ‚Frédégonde‘ von 1895. Hervorragend gesungen und gespielt (gerade vom baritonalen Startenor Sergey Romanovsky als depressivem Sohn und Bräutigam Mérowig), wurde die durch den zweiten Lockdown verschobene Premiere von der französischen Regiesseurin Marie-Eve Signeyrole vorsichtshalber cineatografisch aufbereitet. Schon im April wurde auf der nahen Wasserburg Bodelschwingh in Schwarzweiß gedreht. Das blutige Königinnenmelodrama aus der arg fernen Merowingerzeit hat man zur bourgeoisen Schachpartie verfremdet. Die stummen Filmbilder kamen im Opernhaus – Orchester auf der Bühne, Chor im leeren Parkett, Zuschauer in den Rängen – ergänzend auf die Kinoleinwand, während auf dem überdeckten Graben gespielt und leidenschaftlich gesungen wurde. Man hört allerdings deutlich, dass nur zwei der fünf Akte von Saint-Saëns komponiert und Dukas orchestriert wurden, der Rest und das Projekt stammen von dem vor der Opernvollendung verstorbenen Ernest Guiraud, Konservatoriumsprofessor und Rezitativschreiber Offenbachs (‚Hoffmanns Erzählungen‘) und Bizets (‚Carmen‘). Da wird dann der Unterschied zwischen Handwerker und Genie doch sehr ohrenfällig. Was einem im Dunkel sich zuspitzenden, chorgesättigten, aber auch melodiös ansprechenden Finale allerdings viel Entdeckerfreude bereitet.“

(im Kontext eines Artikels zum 100. Todestag des Komponisten)

16. Dezember 2021
Tagesspiegel

„Die verkannte Größe Saint-Saëns' zeigte sich nicht zuletzt, als er ein wagnerinfiziertes Drame lyrique seines Freundes Ernest Guiraud, Urheber der Rezitative in ‚Carmen‘ und ‚Les Contes d'Hoffmann‘, nach dessen Tod fertig komponierte. Die Dortmunder Oper hat ‚Frédégonde‘ – nur die ersten drei Akte konnte Guiraud noch entwerfen, die Instrumentierung steuerte Paul Dukas, die letzten zwei Aufzüge Saint-Saëns bei – unlängst in einer bemerkenswerten Stumm- film-Bühnen-Version der Regisseurin Marie-Eve Signeyrole wiederbelebt. Und mit dieser exzellent besetzten Produktion, der ersten seit der Pariser Premiere 1895, ein eindrucksvolles Plädoyer für Qualität und Tauglichkeit eines klassizistisch gehärteten Musiktheaterkorpus gehalten, der zu Unrecht auf ein einziges Opus reduziert wurde.

(im Kontext eines Artikels zum 100. Todestag des Komponisten) 16. Dezember 2021
Ruhr Nachrichten

„Alles passiert gleichzeitig, und jeder Teil für sich ist toll gemacht. (…) die Besetzung der beiden Königinnen hat Gala-Qualität. Anna Sohn ist als Königin Brunhilda sensationell. Sie führt ihren großen Sopran schlank und wunderbar leuchtend durch die große Partie. Hyona Kim darf als ihre Gegenspielerin Frédégonde etwas ausladender gestalten und zeigt wunderbare französische Farben in ihrem Sopran. Mandla Mndebele ist mit einem Bariton wie ein Fels ein starker König Hilpéric. Und nicht alle Opernhäuser haben zwei Tenöre, die die beiden großen Partien des Mérowig (Sergey Romanovsky) und Fortunatus (schön lyrisch: Sungho Kim) singen können.

(…) Musikalisch ist ‚Frédégonde‘ mit Klängen zwischen Wagner, Verdi und Tschaikowsky, die jedoch eine unverwechselbar französische Klangsprache haben, ein Erlebnis.

Das Publikum feierte die deutsche Erstaufführung. (…) Die Rarität anzuschauen, lohnt unbedingt, denn sie wird so schnell nicht wieder zu sehen sein.“

22. November 2021
Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ)

„(…) ein bühnenwirksames, psychologisch interessantes Werk (…), in dem zwei starke Frauen den Ton angeben. (…)

Vokal kann sich die Produktion in allen Partien hören lassen. Der emotional kälter gestrickten Frédégonde gibt Hyona Kim mit ihrem markanter klingenden Sopran ein ebenso rollendeckendes Profil wie Anna Sohn der insgesamt weicher gezeichneten Kontrahentin Brunhilda mit ihrer lyrisch geprägten Stimme.

Auch wenn sich die Männer in der Handlung nicht gegen die starken Frauen durchsetzen können: Stimmlich singen sie auf Augenhöhe. So Sergey Romanovsky als Mérowig mit seinem strahlenden (…) Tenor und rundum überzeugend Mandla Mndebele als Hilpéric mit seinem mächtigen, in der Tiefe dunkel und voluminös tönenden Bass. Auf gleichem Niveau überzeugen Denis Velev als Bischof Brétextat und Sungho Kim als Mönch Fortunatus.

Dirigent Motonori Kobayashi entlockt der Partitur mit den Dortmund Philharmonikern die Leuchtkraft und das farbige Kolorit, das Dukas und Saint-Saëns meisterhaft versprühen. Dabei kommen die lyrischen Elemente ebenso zu ihrem Recht wie die fein dosierten dramatischen Akzente. Begeisterter Beifall für ein Opern-Projekt der besonderen Art.“

22. November 2021
klassik.com

„Bühnenraum und Parkett sind der brillanten musikalischen Darbietung der Gesangssolisten, den Dortmunder Philharmonikern und dem Opernchor des Theaters Dortmund unter der Leitung von Motonori Kobayashis vorbehalten, während das Live-Publikum von den oberen Rängen aus der Ferne teilnimmt.

‚Frédégonde‘ bleibt – auch in der Inszenierung als Familienfehde – ganz im nationalen Zeitgeschmack des 19. Jahrhunderts verhaftet. Davon zeugen nicht nur die zahlreichen, vom Opernchor des Theater Dortmunds homogen und differenziert im Ausdruck dargebotenen Chorpassagen. Sungho Kim interpretiert wunderbar lyrisch homogen den Hofpoeten und Mönch Fortunatus, Dennis Velev ist ein bassig schillernder Bischof Prétextat. Hyona Kim verkörpert mit vollmundigem Stimmklang die in Leidenschaften verstrickte Frédégonde, Anna Sohn mit klangschöner Dramatik die berechnende, von Trauer um ihre Schwester verzehrte Brunhilda. Mandla Mndebele ist ein tiefgründig schillernder König von Neustrien Hilpéric, während Sergey Romanovsky klangschön und differenziert im Ausdruck den Liebhaber Brunhildas und Vaterrebell darstellt.“

22. November 2021
Neue Musikzeitung online

„Es ist per se eine logistische Glanzleistung der Oper Dortmund, diese Melange aus konzeptioneller Anpassung, szenischer Einstudierung und Terminverschiebung zu einer Premiere von besonderem ästhetischem Reiz gebracht zu haben. (…)

Das große Duett im vierten Akt, bei dem Frédégonde ihren Gemahl ‚überzeugt‘, ihrem Willen zu folgen, gehört zu den Höhepunkten der Oper – hier kommt die Titelheldin an das Format einer Lady Macbeth heran. (…)

Sergey Romanovsky ist nicht nur mit tenoralem Schmelz ein Prinz von Format, er ist es auch im Habitus und als Filmheld. (…)

Wie bei Wagner durchkomponiert ist ‚Frédégonde‘ allemal und die Dortmunder Philharmoniker, die Protagonisten und der von Fabio Mancini einstudierte Chor werfen sich jedenfalls mit Lust ins beredete französische Pathos. Und das Publikum würdigte eine beachtliche Kunstanstrengung angemessen.“

21. November 2021
WDR 5 Scala / Deutschlandfunk

„Wegen des großen internationalen Interesses an der lange (…) [in Vergessenheit] gegangenen Oper, wurde die Aufführung auch gestreamt.

Der Stil im Ende des 19. Jahrhunderts in dem das Stück komponiert wurde, hört man noch viel Grand Opera (...) mit großen Chören, hört man auch ein bisschen psychologische Raffinesse wie man sie von Verdi kennt, auch ein bisschen Wagner, also eine sehr süffige Musik.

(..) [D]ann ist da (noch) das hervorragende Orchester, die Dortmunder Philharmoniker, unter der Leitung von Motonori Kobayashi, die sind dann (.) halb verdeckt von der Leinwand, also eine Mischung aus Live und Film.

[‚Frédégonde‘] (…) ist sehr reizvoll, und was die Oper Dortmund macht, ist ein größerer Zusammenhang: Die erforschen den Kosmos Wagner, und schauen was ist eigentlich von Wagner beeinflusst, was ist von Wagners Zeitgenossen passiert.

Aber in dem Zusammenhang zu schauen, was hat der Wagner ausgelöst, auch in anderen Ländern, ist die Oper hoch interessant.“

22. November 2021
WDR 3 Mosaik

„Dirigent Montonori Kobayashi: „Es handelt sich dabei um die Auseinandersetzung zwischen Frédégonde und Hilperic (...), [welche] sehr spannend vertont wurde.“

„Das Stück bietet einige feine Arien und wuchtige Chöre im Stil der Grand Opera.

„So sieht das Publikum einen Film, manchmal in schwarz-weiß, manchmal in Farbe, in dem sich die Darsteller wild aufeinander stürzen, mal in Liebes, mal in Gewaltrausch.“

„Vor der Leinwand, reduziert spielend aber mit Vollgas singend [sehen die Zuschauen das Ensemble]“

„Ob die Frédégonde es jetzt häufiger auf die Spielpläne schafft – vielleicht. Aber die Dortmunder Aufführung wird auf jeden Fall etwas Besonderes.“

20. November 2021
Online Musik Magazin

„Die filmischen Aufnahmen verschmelzen mit der Musik zu einem beeindruckenden Erlebnis, das durch die großartigen Aufnahmen aus dem Schloss in der Schwarz-Weiß-Optik nahezu monumentalen Charakter besitzt.
Motonori Kobayashi lotet mit den Dortmunder Philharmonikern die farbenreiche Partitur differenziert aus und lässt das Publikum in ein großartiges Klangerlebnis eintauchen. Auch der von Fabio Mancini einstudierte Opernchor und die Solist*innen lassen keine Wünsche offen. Anna Sohn begeistert als Brunhilda mit strahlendem Sopran und leuchtenden Höhen.

Hyona Kim stattet die intrigante Herrscherin über Neustrien mit sattem Mezzo und intensivem Spiel aus, das sich vor allem in den Nahaufnahmen im Film zeigt. Hier kann man direkt Angst vor Kims kaltem Blick bekommen. Sergey Romanovsky verfügt als Mérowig über einen kräftigen lyrischen Tenor, der im Zusammenspiel mit Sohns Sopran zu einer bewegenden Einheit findet. Auch er begeistert in der filmischen Darstellung. Mandla Mndebele stattet den König Hilpéric mit einem kräftigen Bariton aus, der stimmlich zwar zu donnern versteht, darstellerisch aber deutlich macht, dass er nur ein Spielball seiner Gattin ist.

Die kleineren Partien sind ebenfalls sehr gut besetzt. Hier sind Sungho Kim und Denis Velev hervorzuheben.

Marie-Eve Signeyrole gelingt mit der filmischen Umsetzung eine großartige Annäherung an einen Stoff, der in Deutschland relativ unbekannt ist, und beinahe schon als französische Geschichtsstunde durchgehen könnte. Guirauds und Saint-Saëns' Musik ist es auf jeden Fall wert, wiederentdeckt zu werden.“

21. November 2021
Blog Chihomi Kishi

月20日、ドルトムント・オペラで《フレデゴンド》新制作を観ました。 これはドイツ初演でしたが、コロナ禍のため、日程やコンセプトの変更を余儀なくさ れ、プレミエを迎えたものです。 指揮は同オペラの音楽総監督代理兼第一カペルマイスターの小林資典です。 プログラム。 配役表。 劇場フォワイエ、2階部分です。 今回はコロナ禍ということもあり、コーラスがパルケット(平土間)で歌うので、パ ルケットには観客は入れません。 客席から。オーケストラはピットではなく、ステージ奥に位置しています。 ステージにはスクリーンがかかりフィルムが映写されます。 その前下にテーブルと椅子があり、歌手はそこで歌い、演技します。 カーテンコール。 中央に指揮の小林資典が見えます。 演出チームも登場。

29. November 2021
Orpheus

„Dass angesichts der visuellen Tripelung und der damit verbundenen bildnerischen Überfrachtung die Musik zu ihrem Recht kommt, ist dem sich leidenschaftlich einsetzenden Dirigenten Motonori Kobayashi und dem famosen Ensemble zu verdanken. Anna Sohn als höhenstarke, auch im Espressivo stimmlich kultivierte Brunhilda kontrastiert optimal mit dem wuchtigen Mezzo von Hyona Kims Frédégonde. Der erst kurz vor der Produktion eingesprungene Sergey Romanovsky, als Belcanto-Tenor eine Kapazität, zeigt als Mérowig auch im französischen Fach vokale Souveränität. Und Mandla Mndebele beglaubigt mit noblem Bariton den schwachen König. Eine Entdeckung, auf die die Oper Dortmund stolz sein kann.“

26. November 2021

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